Schwalbenschutz im Ennstal und Ausseerland

Mehl- und Rauchschwalben benötigen mehr Nistmöglichkeiten, mehr Nistmaterial und eine Landschaft mit natürlicher Strukturvielfalt.

Schwalben sind Frühlingsboten, die nach einer langen Reise aus dem tropischen Afrika zum Frühlingsanfang bei uns ankommen. Immer öfter finden sie aber dann keine Möglichkeit zum Nisten. Die Regionalstelle des Naturschutzbundes im Ennstal und Ausseerland hilft den Vögeln, ihren Bestand zu sichern.

Schwalben sind gern gesehene Glücksbringer. Sie sind selbstverständlicher Teil unserer Kulturlandschaft geworden und haben sich eng an den vom Menschen geschaffenen Lebensraum angepasst. Von den fünf Schwalbenarten, die in Österreich vorkommen, sind uns jene beiden am vertrautesten, die schon seit Urzeiten die Nähe des Menschen suchen: Die Rauchschwalbe (Hirundo rustica), die mit Vorliebe im Inneren von Gebäuden, am liebsten in Viehställen, nistet und die Mehlschwalbe (Delichon urbica). Sie baut ihre Nester meist an die Außenseite unter die Dachvorsprünge unserer Häuser.

Nun drohen sie, von Kulturfolgern zu Kulturverfolgten zu werden. In manchen Gebieten werden vor allem in der letzten Zeit deutliche Bestandsrückgänge der Schwalben beobachtet: Neben Nahrungsmangel macht ihnen zunehmender Nistplatzverlust zu schaffen. 

Gesetzlicher Schutz

Schwalben sind nach der EU-Vogelschutzrichtlinie streng geschützt. Auch ihre Nester stehen unter besonderem Schutz und dürfen nicht absichtlich entfernt oder zerstört werden. Schwalbennester werden mehrere Jahre genutzt. Deshalb ist ihr Schutz in der Steiermark auch über die Brutsaison hinaus im Naturschutzgesetz verankert. 

Kommt es etwa im Zuge von Sanierungsmaßnahmen von Hausfassaden, in- wie auch außerhalb der Brutsaison, zur Gefährdung oder Zerstörung von Schwalben-Nestern, ist in aller Regel eine Ausnahmebewilligung von der Bezirksverwaltungsbehörde einzuholen. Der Naturschutzbund hilft gerne bei der Vermittlung.

Baumaterial für Nester fehlt

Schwalben finden durch die zunehmende Versiegelung von Flächen und durch Rückgang der landschaftlichen Strukturvielfalt zu wenig geeignetes Material zum Bau ihrer Nester.

Eine Intakte ländliche Umgebung als Voraussetzung

Nur in einer intakten ländlichen Umgebung finden Schwalben genug Nahrung und Platz zum Nisten. Von großer Bedeutung sind die Stärkung der traditionellen, extensiven Landwirtschaft und die Förderung des Insektenreichtums ohne Biozid- und Düngemitteleinsatz. Diese Ziele sowie die Erhaltung von Brach- und Ruderaalflächen und die Erhöhung der Strukturvielfalt in unserer Kulturlandschaft stellen deshalb wichtige Entwicklungen für Schwalben dar, auf die der Naturschutzbund aktiv hinweisen und eine positive Entwicklung erzielen möchte.

Wenn durch die zunehmende Versiegelung Flächen mit Baumaterialien für Nester fehlen, kann nachgeholfen werden:

  • Stellen Sie den Schwalben Lehmlacken zum Sammeln von Baumaterial zur Verfügung. Auf lehmigem Untergrund Wasserlacken im Durchmesser von circa 1 m anlegen.
  • Falls sich die Schwalben schwertun, die Nester zu befestigen oder zu erhalten, hängen Sie Nisthilfen in Ihrer Umgebung auf. Beziehen können Sie die Vogelbehausungen u.a. beim Naturschutzbund Burgenland, der schon seit Jahren Kunstnester aus Holzbeton an interessierte Vogelfreunde verteilt, die mit diesen Nestern den Rauch- und Mehlschwalben in ihrer Wohnungsnot helfen wollen. Auch der gut sortierte Fachhandel (z.B. www.schwegler-natur.de) hat geeignete Nisthilfen im Angebot.

Auszeichnung schwalbenfreundlicher Häuser auf der Planneralm

In Tourismusorten stellt für Hotelbetreiber die Kot-Verschmutzung an den Hausaussenseiten manchmal ein Problem dar, wenn sie bei Urlaubsgästen zu Irritation und Erklärungsbedarf führt. Die Regionalstelle des Naturschutbundes im Ennstal- und Ausseerland zeichnet daher Häuser mit mehreren Schwalbennestern als „Schwalbenfreundliche Häuser“ aus. Die Besitzer und Gäste werden somit auf den Wert der Schwalben für den Erhalt der Artenvielfalt in der Region hingewiesen und zeigen mehr Verständnis für die Flugkünstler.

Aufmerksam wurde man darauf unter anderem auf der Donnersbacher Planneralm. In weit über 100 Nestern brüten dort unter den Dachvorsprüngen der Urlaubs-Unterkünfte des beliebten Bergdorfs auf über 1.600 m Seehöhe jeden Sommer Mehlschwalben einer der höchstgelegenen Populationen der Steiermark. 

Hilfe für Mehlschwalben durch gezielte Maßnahmen

Naturschutzbund-Mitglieder zählen im Dorf jährlich, ehrenamtlich die besetzten, beschädigten oder herabgestürzten Nester und beobachten die Entwicklung der Kolonie. Zusammen mit dem Naturschutzbund und der Privatstiftung „Blühendes Österreich“ haben sie wegen der vermehrten Parkplatzversiegelung Lehmlacken zur Unterstützung der Mehlschwalbenkolonie gebaut. Durch diese Bemühungen, die seit 2022 unternommen werden, konnte das Sinken der Nesterzahlen auch schon erfolgreich gestoppt werden. 

2024 war die Zahl der intakten und besetzten Nester signifikant größer als in den Jahren davor. Gemeinsam wurde im Projekt auch gleich das Informationsmaterial, wie die Glücks-Hausplaketten, Dorf-Informationstafeln und Informationsmaterialien für Hotelgäste in den Zimmern erstellt.

Sieben Häuser ausgezeichnet: „Schwalbenfreundliches Haus“

Im August 2024 überreichten schließlich Regionalstellenleiterin Dr. Karin Hochegger und Projektleiter
Volker Seiser sieben Unterkunftsbetreibern der Planneralm die Glücks-Plaketten zur Kennzeichnung der „Schwalbenfreundlichen Häuser“ und ehren damit den besonderen Wert dieses Hauses als Unterkunft auch für Mehlschwalben. Allen voran dem JUFA Hotel Planneralm mit 89 besetzten Nestern auf einem einzigen Haus. Der Naturschutzbund sagt danke an alle Häuser! Und nicht vergessen:

„Schwalben bringen Glück und bringen‘s Jahr für Jahr in dieses Haus zurück.“

v.l.n.r. Hans Ilsinger, Birgit Ilsinger, Volker Seiser, Dr. Karin Hochegger, Kinder: junge Schwalbenbeobachter aus dem Ennstal, Tobias und Christopher. (Fotocredit: Harald Waupotitsch)

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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