Viele Menschen malen sich vor dem Pensionsantritt aus, was sie künftig noch alles unternehmen werden. Doch bei 2.367 Personen ab 65 Jahren machten im Jahr 2023 tödliche Unfälle alle Pläne zunichte. Im Vergleich zu vor 10 Jahren (2014) ist das ein Anstieg um 35 Prozent, wobei die Bevölkerung (ab 65 Jahren) seither nur um rund 14 Prozent gewachsen ist. Zudem müssen pro Jahr im Schnitt rund 100.000 Unfallopfer ab 65 Jahren stationär behandelt werden. Größte Gefahr für die ältere Generation sind Haushaltsunfälle. Der Bereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV appelliert daher an die ältere Generation noch in rüstigen Jahren ihren Haushalt altersgerecht zu adaptieren.
Die Unfallzahlen bei den älteren Menschen steigen deutlich an: Im Jahr 2023 sind 2.367 Personen ab 65 Jahren nach Unfällen verstorben. Das ist ein Plus von 35 Prozent im Vergleich zu vor 10 Jahren (2014 verunglückten 1.750 Personen ab 65 Jahren tödlich). Das Risiko für tödliche Unfälle steigt im Alter zudem exponentiell an: Bei den 60- bis 64-Jährigen ereigneten sich 2023 statistisch betrachtet 24 tödliche Unfälle je 100.000 Personen gleicher Altersgruppe, bei den 65- bis 69-Jährigen sind es 29 Unfalltote und bei den 75 bis 79-Jährigen bereits 79 tödlich Verunglückte je 100.000 Personen in dieser Altersgruppe, wie Auswertungen des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV zeigen. Nur wenige Jahre nach dem Erreichen des Regelpensionsalters steigt das Risiko für tödliche Unfälle also sehr rasch auf rund das Dreifache.
Rund 100.000 Unfallopfer ab 65 Jahren müssen pro Jahr stationär behandelt werden
Unfälle im Alter verursachen nicht nur viel Leid, sondern stellen auch das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. In den letzten 5 Jahren mussten laut Spitalsentlassungsstatistik pro Jahr im Schnitt rund 100.000 Menschen ab 65 Jahren nach Unfällen stationär behandelt werden (2018-2022). Hauptgründe für Behandlungen sind Verletzungen des Kopfes (21%) sowie der Hüfte bzw. des Oberschenkels (19%). Laut der KFV-Unfalldatenerhebung IDB-Austria lauern die größten Gefahren für die Generation „65 Plus” nicht im Straßenverkehr oder beim Sport, sondern im Haushalt. Bei den 60- bis 64-Jährigen entfallen 40 Prozent aller unfallbedingten Spitalsbehandlungen (ambulant oder stationär) in dieser Altersgruppe auf Haushaltsunfälle, bei den 75- bis 79-Jährigen sind sogar 62 Prozent aller unfallbedingten Spitalsbehandlungen auf Haushaltsunfälle zurückzuführen.
Altersgerechtes Wohnen organisieren, solange man fit ist
Wie das KFV aus detaillierten Befragungen von 93 Personen ab 65 Jahren im Rahmen des Pilotprojektes „KFV-Senioren-Sicherheits-Barometer” weiß, schätzen 82 Prozent der Befragten ihren Gesundheitszustand als „ausgezeichnet” oder „gut” ein. Das generelle Unfallrisiko wird von den Betroffenen als signifikant geringer eingeschätzt als von den – im Rahmen der Studie ebenfalls befragten – Hausärzt*innen und Pflegekräften. Und obwohl die meisten Unfälle in der eigenen Wohnung oder in der Wohnumgebung geschehen, wird das Unfallrisiko in den eigenen vier Wänden von den befragten Personen ab 65 Jahren geringer eingeschätzt als das Unfallrisiko im Straßenverkehr, bei der Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder beim Sport.
Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV erklärt dazu: „Menschen ab 60 Jahre fühlen sich heute erfreulicherweise oft fitter und gesünder als früher. Genau das könnte aber viele dazu verleiten, mit der altersgerechten Adaptierung ihrer Wohnumgebung so lange zuzuwarten bis der erste Unfall passiert. Dann ist man aber bereits in der Bewegung eingeschränkt und die selbstbestimmte Organisation der Anpassungen fällt wesentlich schwerer.” Die Expertin empfiehlt daher rechtzeitige Präventionsmaßnahmen im eigenen zu Hause zu ergreifen.
Pilotprojekt „KFV-Senioren-Sicherheits-Barometer”
Welche Präventionsmaßnahmen wirken? Was wünschen sich die Betroffenen*?
- Gewünscht werden beispielsweise Senioren-Ombudsleute in der Gemeinde oder mehr Fit-Mach-Mit-Sendungen im Fernsehen.
- Sehr willkommen sind auch kostengünstige Dienste, die von Vereinen oder Gemeinden organisiert werden (z.B. Senioren-Taxis zum Einkaufen, für Arztbesuche, Friedhofsfahrten …).
- Auch mehr (kostenlose) Besuchsdienste von Hilfsorganisationen stehen auf der Wunschliste.
- Anklang würde auch eine bessere Koordination der medizinischen und pflegerischen Versorgung finden („Koordinationsmanager” in jeder Gemeinde).
- Mehr Kompetenzen für Pflegedienste sind ebenfalls ein häufiger Wunsch (z.B. in der Wundversorgung).
- Über Sicherheitsvorkehrungen (wie z.B. rutschhemmende Teppichunterlagen, Haltegriffe im Bad …) fühlen sich viele der befragten Personen ab 65 Jahren gut informiert. Tatsächlich vorhanden sind diese aber oft nicht.
- Bei der Suche nach altersgerechten Einrichtungen und Sicherheitsausstattungen dienen das Internet sowie Ärztinnen und Ärzte als Hauptinformationsquellen.
- Besonders geschätzt wird die Anzahl und die Qualität der persönlichen Kontakte (Familienmitglieder, Nachbarn, Vereine …).
- Haustiere werden ebenfalls als wichtig für die Lebensqualität und als Einsamkeitsprophylaxe eingeschätzt.
- Mehr als 70 Prozent der Befragten nutzen Mobiltelefone, Messenger-Dienste oder E-Mail zur Kontaktpflege.
- Noch selten vorhanden (und auch noch selten gewünscht) sind derzeit allerdings technische Tools, wie beispielsweise Notrufarmbänder, Sprachsteuerungen für das Licht und das Telefon, elektrische Türschlösser, Aktivitätsmelder etc.
- Als besonders wichtige Präventionsmaßnahme wird die regelmäßige Bewegung betrachtet – und zwar sowohl von den Betroffenen als auch von den Pflegekräften und Hausärzt*innen. Von den Pflegekräften wird eine barrierefreie Wohnung sowie ein Kraft-, Koordination- und Gleichgewichtstraining ebenfalls als sehr wichtig angesehen.