Trotz strahlenden Sonnenscheins und perfektem „Kaiserwetter“ stößt der Protest der Hallstätter Bürger gegen den Massentourismus einmal mehr auf taube Ohren.
Am Samstag, den 24.8.24 war es wieder so weit:
Der kleine Ort Hallstatt, berühmt für seine malerische Kulisse, kämpft erneut gegen die Touristenmassen an, die das Leben der Einwohner zur Qual machen. Doch während Touristen weiter Selfies vor atemberaubender Kulisse schießen, haben die Bewohner zunehmend das Gefühl, in ihrem eigenen Dorf erstickt zu werden. Die versuchte Blockade eines Tunnels, die ursprünglich zwei Stunden dauern sollte, wurde von den Behörden auf mickrige 15 Minuten reduziert – eine symbolische Geste, die die Hilflosigkeit der Bürger in einem überlaufenen Touristenmekka nur noch deutlicher machte.
„Die Menschen hier haben das Gefühl, dass sie nur noch eine lebende Kulisse für Touristen sind“, äußert sich Fr. Brader von der Bürgerliste für Hallstatt. „Obwohl wir seit über zwölf Jahren auf die Probleme hinweisen und Experten uns regelmäßig ihre Ratschläge liefern, wird die Situation von Jahr zu Jahr unerträglicher.“
Trotz perfekten Wetters verhallt der Protest leise
Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel – im Salzkammergut liebevoll „Kaiserwetter“ genannt – versammelten sich unzählige Einwohner und Unterstützer der Bürgerliste für Hallstatt. Sie trugen Plakate und Transparente, die auf die Belastungen des Massentourismus aufmerksam machten. Doch statt einer ausgedehnten Demonstration wurde die Veranstaltung auf eine Viertelstunde Tunnelblockade reduziert. Der Grund: Die Bezirkshauptmannschaft Gmunden genehmigte nur diesen kurzen Zeitraum, obwohl der Plan ursprünglich war, den Tunnel zwei Stunden lang zu sperren.
Die Demonstranten ließen sich dennoch nicht entmutigen. „Auch wenn unsere Blockade nur kurz war, haben wir ein Zeichen gesetzt. Die Aufmerksamkeit, die wir bekommen, ist wichtig“, so der einhellige Tenor. Trotz des limitierten Zeitrahmens für die Blockade blieben die Transparente nach der Aktion noch gut sichtbar am Straßenrand stehen – ein stiller Protest. Aber die Medienpräsenz war bestens, um den stillen Protest hinauszutragen!
Ein globales Problem mit lokalen Konsequenzen
Der Protest mag zwar bescheiden gewesen sein, doch die Bedeutung des Themas ist global. Hallstatt, das jedes Jahr tausende Besucher anzieht, steht stellvertretend für viele Orte, die vom Massentourismus überrollt werden. Man erinnert daran, dass die Tunnelblockade im Vorjahr, obwohl sie ebenfalls nur 15 Minuten dauerte, weltweit für Aufsehen sorgte. „Wir haben internationale Medienaufmerksamkeit bekommen“, ist zu hören, „aber die eigentliche Problematik des zu viel an Tourismus hat sich dadurch nicht verbessert. Im Gegenteil, die Situation hat sich verschärft.“
Im Gespräch mit den Bürgern von Hallstatt wird schnell klar, dass der Unmut tief sitzt. Die Verkehrsprobleme im Ort haben mittlerweile katastrophale Ausmaße angenommen. Staus sind an der Tagesordnung, und die Bewohner werden tagtäglich von Hupkonzerten und blockierten Straßen geplagt. „Es ist, als ob wir in einem Freiluftmuseum leben, das zu jeder Zeit von tausenden Besuchern belagert wird“, erklärt ein Einwohner sarkastisch.
Noch gravierender jedoch ist die potenzielle Gefahr, die von den täglichen Staus im Tunnel ausgeht. „Ein einziger Unfall könnte hier eine Katastrophe auslösen“, warnt die Bürgerliste eindringlich. Die ständige Überlastung der Infrastruktur durch den Touristenansturm stellt nicht nur eine Belastung für die Anwohner dar, sondern auch eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Sicherheit.
Es wird an gefährlichen Stellen geparkt, Halte und Parkverbote werden ignoriert. Touristen werden mit Kleinbussen nach Hallstatt gekarrt, bleiben trotz Halteverbot, teilweise an unübersichtlichen Stellen stehen und lassen die Touristen aussteigen. Man hat das Gefühl, die Politik und Executive ist machtlos!
Der verzweifelte Ruf nach Veränderung
Das Gefühl der Ohnmacht ist in Hallstatt allgegenwärtig. Die Bewohner kämpfen gegen ein unsichtbares Monster – den Massentourismus –, das ihnen nicht nur ihre Lebensqualität nimmt, sondern auch die Existenz ihres Dorfes als Heimat infrage stellt. Seit über einem Jahrzehnt gibt es Bürgerbeteiligungen, zahlreiche Gutachten und Handlungsempfehlungen von Fachleuten. Dennoch wird es für die Menschen hier immer schwerer, die Massen zu ertragen, die täglich in Scharen einfallen.
Das Problem des „Overtourismus“ wird zunehmend drängender, und Hallstatt dient als mahnendes Beispiel für viele Orte weltweit. „Wir wollen unser Dorf zurück“, forderte ein weiterer Demonstrant. „Es reicht nicht, wenn wir hier wie Statisten behandelt werden. Wir verdienen mehr als das.“
Der Protest in Hallstatt verdeutlicht einmal mehr die tiefen Spannungen zwischen der Touristengier und den Lebensrealitäten der Einwohner. Auch wenn die Demonstration nur kurz war, bleibt die Botschaft klar: Die Hallstätter kämpfen weiter – für ihre Heimat und gegen den erdrückenden Massentourismus.
Bericht und Fotos: Wilfried Fischer