In der Diskussion um Erweiterung des Zugangebots Gesäuse argumentiert das Land Steiermark – als zuständige Instanz für die Finanzierung und Bestellung von Zugverbindungen – gerne, dass dafür neue Fahrzeuge angeschafft werden müssten. Doch es gibt bereits jetzt die Möglichkeit, bestehende Züge, die teilweise stundenlang ungenutzt abgestellt sind, effizienter einzusetzen. Hierzu bieten sich mehrere Optionen an:
Verlängerung der Linzer REX-Züge bis Hieflau
Von Montag bis Freitag verkehren im Abschnitt Linz-Kleinreifling im Zweistundentakt REX-Züge. Viele dieser Züge stehen fast zwei Stunden in Kleinreifling ohne Einsatzzweck, bevor sie retour fahren. Einige wenige fahren bis Weißenbach-St. Gallen weiter. Schon ab dem bevorstehenden Fahrplanwechsel im Dezember könnten diese Züge bis Hieflau verlängert werden. Trotz der zusätzlichen Fahrzeit von 36 Minuten bliebe genug Puffer für das Einfangen eventueller Verspätungen. Auch ein Halt in Großreifling und Landl wäre problemlos möglich. Dies würde die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs in der Region steigern, ohne dass zusätzliches Material oder Personal benötigt wird. Gleichzeitig könnte der ohnehin suboptimale Fahrplan der Buslinie 912 angepasst und reduziert werden. Idealerweise wird in Hieflau ein schlanker Anschluss nach Eisenerz ermöglicht, vielleicht sogar mit einer Durchbindung der Buslinie 920 bis Admont. Eine sinnvolle Neuordnung des Busangebots im Gesäuse wäre ohnehin überfällig.
Neue Abendverbindung durch das Gesäuse
An Werktagen endet der Regionalzug 1994 von Leoben nach Selzthal dort um 19:00. Erst am nächsten Tag setzt diese Garnitur als Regionalzug 4491 mit Abfahrt um 07:16 seine Fahrt fort. Diese Zuggarnitur konnte jedoch auch genutzt werden, um ab Selzthal um 19:15 nach Kleinreifling zu fahren und dort zu übernachten. So könnte ein Anschluss an den aus Graz kommenden IC 612 hergestellt werden und damit eine sehr attraktive Verbindung aus der Landeshauptstadt geschaffen werden. Als Ausgleich könnte ein REX-Zug aus Linz, der normalerweise in Kleinreifling über Nacht abgestellt wird, abends nach Selzthal verlängert werden. Hier bietet sich besonders der REX 3625 an, der um 19:25 in Selzthal ankommen würde und so einen guten Anschluss an den IC 603 mit Abfahrt dort um 19:35 nach Graz ermöglichen würde. Zudem könnten weitere Verbindungen geprüft werden, da 3-4 Zuggarnituren in Kleinreifling übernachten. Möglich wäre auch morgens eine Verlängerung des Regionalzuges 3604 mit Abfahrt um 05:03 in Selzthal.
Zusätzliche Verbindung zur Mittagszeit
Ab Fahrplanwechsel 2025 werden die Regionalzüge zwischen Schladming und St. Michael im Stundentakt verkehren – mit Ausnahme am Vormittag, wo weiterhin ein 2-Stunden-Tak vorgesehen ist. Auch hier entstehen Abstellzeiten von Zuggarnituren, die genutzt werden können, um Verbindungen auf der Strecke Kleinreifling – Linz nach Selzthal zu verlängern. Ähnlich wie bei Abendverbindungen müsste ein Zug aus dem Ennstal so durch das Gesäuse geführt werden, damit er eine der REX-Verbindungen ab Kleinreifling mit Abfahrt zur geraden Stunde und acht Minuten übernehmen kann. Als Ausgleich dafür kann ein REX aus Linz über das Gesäuse nach Selzthal geführt werden. Auf diese Weise wären möglicherwiese sogar zwei zusätzliche Verbindungen zur Mittagszeit machbar, da vermutlich auch der bisher außerhalb des Takts fahrende Schülerzug zwischen Schladming und Liezen erhalten bleiben dürfte.
Was jetzt zu tun ist
Die Bestellungen des Regionalverkehrs ist – genauso wie die Busleistungen – Aufgabe des Landes, konkret von Landeshauptmann-Stellvertreter Lang. Dieser muss in seiner Funktion als Verkehrslandesrat mit dem BMK und den ÖBB in Verhandlungen treten und die zusätzlichen Verbindungen bestellen. Dazu bedarf es aber einer breiten Unterstützung durch die Bürgermeister der Region, der Landtagsabgeordneten und auch der Nationalratsabgeordneten sowie der Wirtschaft (insbesondere Tourismus und Stift Admont als größter Arbeitgeber der Region). Corinna Scharzenberger hat sich zuletzt dafür öffentlich stark gemacht. Jetzt – im Vorfeld der Nationalratswahlen und der Landtagswahlen im November, sollte die Chance genutzt werden da die Verhandlungsmacht sowohl der Region als auch von Seiten des Landes Steiermarks gegenüber dem Bund groß ist. Zusätzliche Verbindungen auf bestehender Bahninfrastruktur sind sinnvolle und wirtschaftlich machbar – es scheitert derzeit lediglich am politischen Willen.
Guenther Maier