Es gibt wieder Gesprächsstoff bezüglich Plätte im Kurpark Bad Aussee – offenbar ist das Kunstwerk “beschrieben” worden. Bei den heutigen Kommunalen Sommergesprächen zeigte die Plätte ein neues Gesicht – ein beschreibbares Kunstwerk?
Die Plätte ist in Bad Aussee das einzig sichtbare Kunstwerk, durch das die Kulturhauptstadt 2024 in der Region greifbar wird – bei den Kommunalen Sommergesprächen ist mit keinem Wort erwähnt worden, dass das Salzkammergut Kulturhauptstadt 2024 ist.
Die Beschreibung hat durch die Künstler stattgefunden – Doris Bittmann stellt folgende Fragen:
Es stellen sich nach Besichtigung der äußeren Veränderung des „Kulturhauptstadtprojekt-Kunst-Plätten-Werkes“ -im Kurpark von Bad Aussee- folgende Fragen:
Welche Intentionen könnte der Veränderung zu grunde liegen?
Hat das Künstler-Duo die Beschriftung des eigenen Kunstwerkes getätigt, weil es der Bitte des Gemeinderates nachgekommen ist, eine Erläuterung zum Kunstwerk schriftlich sichtbar zu tätigen?
Hat das Künstler- Duo seine Meinung geändert:“Kunst muss man nicht erklären“?
Hat das Künstler-Duo sein eigenes Kunstwerk verändert, weil noch etwas fehlte?
Hat das Künstler-Duo dies(Beschriftung) einen Tag vor den „Kommunalen Sommergesprächen in BA“ gestaltet, damit das Kunstwerk (endlich) die notwendige Aufmerksamkeit für die „allumfassende“ Gesellschaft in Ö erlangt?
Hat das Künstler- Duo in selbstloser Absicht die Ausseer und deren Gäste aufklären wollen, welche Aufgabe „Kunst im Öffentlichen Raum“ hat?
Hat das Künstler-Duo in selbstloser Absicht durch seine außer Vertrag gestandene „Zusatzarbeitsleistung“ = Beschriftung = auch die pekuniäre Situation besprechen wollen?
Hat das Künstler- Duo eine neue Art von „Litfaßsäule“ kreiert?
Hat das Künstler- Duo einfach „nur etwas Gutes/Schönes/Bedeutendes“ tun wollen?
Wer oder was hat da etwas verändert bzw. ergänzt?
Es wird nachgedacht,geredet,besprochen,kommuniziert,diskutiert, kritisiert……und das ist großartig!
So kommunikativ & offen sind die Menschen im Ausseerland!
©Ingrid Hilbrand/ARF
Die Plätte im Kurpark: WOHLSTAND (Afterparty) – EIN NOMADISCHES PROJEKT AUF DER SUCHE
2022 gründete sich auf Initiative des Geschwisterpaares Julia und Wolfgang Müllegger ein Kollektiv aus Handwerker:innen, Bildhauer:innen und Kulturarbeiter:innen.
Die Idee war es, handwerkliches Können mit zeitgenössischer künstlerischer Ausdruckskraft und relevanter inhaltlicher Auseinandersetzung zu verschränken. Traditionelle Boote, sogenannte Plätten, die als Transportmittel nicht nur historisch eine große Rolle in der Region Salzkammergut spielten, sollten als Grundlage für die Entwicklung einer Skulptur dienen.
Die Plätten waren zum einen ein pragmatisches Arbeitsgerät der Naufahrer, die den Export des Salzes ermöglichten und einen enormen Wohlstand für das Haus Habsburg bedeutete, zum anderen sind sie durch touristische Vermarktungsstrategien und ihren hohen Wiedererkennungswert untrennbar als ewiges Postkartensujet mit der Seenlandschaft Österreichs in das kollektive Gedächtnis eingebrannt.
Gemeinsam mit dem Wiener Künstler Georg Holzmann entwickelte der Obertrauner Künstler Wolfgang Müllegger den Fiebertraum eines Plättenbauers: Eine Skulptur, die in Bewegung ist, die sich von sich selbst und ihrer vermeintlichen Erscheinung loslösen will, aber immer wieder von ihr eingeholt wird und schließlich durch ihre Dekonstruktion im Stillstand verharrt und zum Platzhalter degradiert wird.
In den Werkstätten der Kammergut GmbH wurde an der Skulptur von November 2022 bis zum Sommer 2023 geplant und gebaut. Im August wurde diese erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Am Grundlsee wurde das 15 Meter lange, altrosa glänzende, schwimmende Objekt in seiner bewegten Form zu Wasser gelassen.
In Vorbereitung und als Recherche planten die studierten Bildhauer zudem mit einem selbstgebauten Boot die alten Wege der Naufahrer zu erkunden. Nicht die
Überwindung und Bewältigung der Strecke, sondern das Erforschen von Antagonismen wie Bewegung und Stillstand, Distanz und Nähe, Weggehen und Ankommen sollten dabei im Vordergrund stehen.
Anfang September 2023 machten sich die Künstler auf den Weg: Die stark befahrene Wasserstraße der Donau entlang durch die Slowakei, Ungarn bis zum Bega Kanal, um dann gegen den Strom Richtung Timisoara in Rumänien zu rudern. Begleitet am Fahrrad durch die Künstlerin und Radiomacherin Uli Loskot sollte diese Recherchereise Inhalte ersammeln. Geräusche, Bilder, Gespräche und Begegnungen, die aufgearbeitet als visuelle Installation und Audiohörbilder eine weitere Ebene abseits der künstlerischen Metaebenen anbieten können.
Die Konfrontationen mit den eigenen Vorurteilen und Privilegien, Ängsten und das vermeintliche Wissen um eben diese, sollten retrospektiv wohl die lehrreichsten, weil unplanbaren Erfahrungen dieser Unternehmung werden.
Zurück in Österreich wurde an der Skulptur weitergearbeitet, das schwimmende Objekt im Traunsee von Gmunden nach Ebensee geschleppt, um dann vor Publikum im Wasser in der Hälfte zerteilt und im nächsten Schritt in die Werkstätten in Bad Aussee transportiert zu werden.
n der Hauptausstellung der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 “sudhaus – kunst mit salz und wasser“ in Bad Ischl werden nun die ungeschnittenen Videoufnahmen der Künstlerin und Radiomacherin Uli Loskot gezeigt. Ein zentrales Sitzmöbel, gebaut aus ausrangierten Plätten, findet sich als Referenz auf klassisches Wartehallen-Interieur im Ausstellungsraum wieder.
Zusätzlich produzierte Loskot eine Radioreihe über ihre persönlichen Eindrücke, die im Freien Radio und als Stream veröffentlicht werden.
Das schwimmenden Objekt fand im Frühjahr 2024 seine statische Endform. Die vier vertikalen Elemente, welche auf 16 handgedrechselten Holzsäulen ruhen, nehmen nicht nur Fläche ein, sie bieten auch Platz für Interpretation und Diskussion an.
Die Skulptur ist als temporäre skulpturale Intervention im öffentlichen Raum im Kurpark in Bad Aussee ausgestellt.
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Grundlsee © Kammergut GmbH
Slowakei © Uli Loskot
Bega-Kanal Rumänien © Uli Loskot
Ebensee © Christian Dobner
Bad Aussee © Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024 GmbH / Johanna Leitner
Bad Aussee © Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024 GmbH / Johanna Leitner
Ein Bildhauer sollte kein Boot bauen, dafür gibt es andere Techniker!
Was sollte dieser Schriftzug erklären?
“Ich nix verstehen was meinen”
Oder wird die Kunst nur dahingehend missbraucht: “Kunst ma mein Blezinn zoin?”
Ein eigentlich kunstaffiner Ausseer, dessen vorfahren 14 Bergmeister im Salzberg Altaussee gestellt haben.
Mfg Peter Khälß