Grüne gegen neue Kraftwerke an Enns und Talbach

Klubobfrau Sandra Krautwaschl und Regionensprecher Lambert Schönleitner betonten bei einer Pressekonferenz in Schladming die Dringlichkeit, Naturschutz und den Ausbau erneuerbarer Energien in Einklang zu bringen. Als Alternative zu den geplanten Wasserkraftwerken an der oberen Enns und am Talbach soll für die Region Schladming-Dachstein ein tragfähiges energiewirtschaftliches Konzept entstehen, das die Erfolge der bisherigen Renaturierungsmaßnahmen wahrt, die Umwelt entlang der Enns und des Talbaches schützt und die Grundlage für den Qualitätstourismus sichert.

„Der Ausbau erneuerbarer Energien ist notwendig, um die Klimakrise zu bewältigen, doch wir müssen dies verantwortungsvoll tun“, erklärte Klubobfrau Sandra Krautwaschl. „Die Steiermark hat das Potenzial der Wasserkraft weitgehend ausgeschöpft. Weitere Eingriffe in unsere Flusslandschaften sind nicht die Lösung. Auch Franz Essl, Österreichs Wissenschafter des Jahres 2022, sieht das Potenzial der Wasserkraft begrenzt. Die letzten Jahre haben gezeigt: Mit zunehmender Wasserknappheit und längeren Trockenperioden wird die Wasserkraft immer unzuverlässiger.“

Sonne und Wind als Schlüssel zur Energiewende

Stattdessen betonte Krautwaschl die Chancen der Photovoltaik: „Mit dieser Technologie können wir die Energiewende vorantreiben, ohne wertvolle Naturräume zu zerstören.“ Auf Bundes- und Landesebene setzen sich die Grünen derzeit für eine Photovoltaik-Pflicht auf großen Parkplätzen ab 50 Stellplätzen ein. Mit dieser Maßnahme könnten bereits versiegelte Flächen zur Energiegewinnung genutzt und ein wesentlicher Beitrag zur regionalen Energieversorgung geleistet werden. „Saubere Energie für tausende Haushalte liegt buchstäblich vor unseren Füßen auf den Asphaltflächen“, so Krautwaschl.

Die Klubobfrau der Grünen hob auch die Bedeutung der Windkraft hervor, die deutlich weniger Eingriffe in die Natur erfordert als große Wasserkraftwerke. „Mit Windrädern können wir auf nur zwei Prozent der Landesfläche mehr Strom erzeugen, als Österreich derzeit verbraucht. 99 Prozent der Fläche bleiben dabei landwirtschaftlich nutzbar“, argumentierte Krautwaschl. Zur Auswirkung von Windparks auf das Landschaftsbild betonte sie: „Das größte Risiko für die Natur, unser Zusammenleben und die Wirtschaft ist, die Klimakrise nicht in den Griff zu bekommen.“ Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz des Bundes sorgt zudem dafür, dass Windparks nicht in besonders sensiblen oder schützenswerten Gebieten gebaut werden.

Enns: Renaturierung der Flusslandschaft als vorrangiges Ziel

Stichwort schützenswerte Gebiete: Die geplanten Laufkraftwerke an der Enns lehnen die steirischen Grünen seit Jahren mit klaren Fakten ab. Lambert Schönleitner, Sprecher für Regionen und Tourismus im Landtag, machte klar: „In den letzten Jahren wurden rund 10 Millionen Euro in die Renaturierung der Enns investiert, um dem Fluss wieder mehr Raum zu geben und seine Ökosysteme wiederherzustellen. Es wäre schade, den regionalen Konsens für eine durchgängige Fließstrecke der Enns zwischen Mandling und Gstatterboden aufzugeben und in alte Zeiten zurückzufallen. Neue Staustufen im Oberlauf der Enns würden diese mit Steuergeldern finanzierten Bemühungen der Ennstaler Bevölkerung unter Einbindung der Landwirtschaft völlig untergraben. Auch die Rückzahlung von Fördergeldern stünde im Falle einer Aufweichung der Gesamtstrategie im Raum.“

Talbachklamm: Schutz nach wie vor völlig unzureichend

Ein weiteres zentrales Thema der Pressekonferenz war das geplante Kraftwerk in der Talbachklamm. Schönleitner betonte, dass die Grünen die Anliegen der Projektgegnerinnen und -gegner der Bürgerinitiative voll unterstützen – und das nicht zum ersten Mal. Seit Jahren haben die Grünen hier klar Position bezogen: „Der Talbach mit seinem reißenden, wilden Wasser ist ein einzigartiges Naturjuwel für Einheimische und Touristen. Wir stehen klar auf der Seite der Bevölkerung, die sich völlig zu Recht gegen diesen Eingriff wehrt“, betonte Schönleitner.

Der Landtagsabgeordnete unterstrich auch die Notwendigkeit einer seriösen Abwägung des öffentlichen Interesses: „Schladming ist eine touristische Top-Destination. Die Marke des ‚Grünen Herzens‘ setzt genau auf so ein Landschaftsbild, wie wir es hier vorfinden.
Für Schönleitner ist der Schutzstatus des Talbaches völlig unzureichend: „Hier muss sich die Landesregierung in ihrer Naturschutzverantwortung endlich bewegen. Alle Studien bestätigen das Motiv, warum die Menschen bei uns Urlaub machen: Sie wollen saubere Luft, reines Wasser und die Ursprünglichkeit der Alpen unverfälscht erleben“, sieht er im Erhalt der Kultur- und Naturlandschaft eine Grundvoraussetzung für den Qualitätstourismus.

In der Dachstein-Tauernregion muss daher gemeinsam an machbaren Alternativen zu den Flusskraftwerken gearbeitet werden. „Ich sage aus voller Überzeugung: Wenn wir dort mit guten Gründen ‚Nein‘ sagen, dann haben wir als Politik und Gesellschaft die Verantwortung, umsetzbare Alternativen aufzuzeigen. Wir Grüne werden das gemeinsam mit der Bevölkerung, den Gemeinden, den Energieversorgern und den regionalen Stakeholdern auch tun. Umwelt und Wirtschaft sind keine Gegensätze, sondern gehören zusammen gedacht“, so Schönleitner.

Klubobfrau Sandra Krautwaschl und der Landtagsabgeordnete Lambert Schönleitner betonten die klare Position der steirischen Grünen: „Unser Ziel ist es, die Energiewende mit Nachdruck aber ohne Brechstange voranzutreiben – durch den Schutz unserer wertvollsten Naturräume und den Ausbau zukunftsfähiger, erneuerbarer Energien. Nur so können wir Klimaschutz und Naturschutz gleichermaßen gewährleisten.“

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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