Ramsau am Dachstein, 27. September 2024 – Die Eröffnung der ersten Dachstein Dialoge, dem Festival für Toleranz, war ein voller Erfolg. Über 150 Gäste versammelten sich, um den Start dieses einzigartigen Festivals zu feiern, das unter dem Motto „Zerrissene Jahre“ Raum für Dialog, Kunst und Begegnung schafft.
Die musikalische Eröffnung wurde von der Trachtenkapelle Ramsau am Dachstein gemeinsam mit Musiker:innen der Trachtenkapelle Filzmoos gestaltet. Als Zeichen des Zusammenhalts spielten sie Seite an Seite und setzten so das Motto des Festivals in beeindruckender Weise in die Realität um.
Höhepunkt des Abends war der Vortrag des renommierten Schriftstellers Michael Köhlmeier. In seiner Eröffnungsrede in der evangelischen Kirche sprach Michael Köhlmeier eindringlich über „Toleranz als historische Herausforderung“. Er thematisierte den Begriff der „Gleichgültigkeit“ und stellte die Frage: Wieso Gleichgültigkeit als das Gegenteil von dem verstanden wird, was sie erklärt? In einem historischen Rückblick beleuchtete er die Konzepte von Gerechtigkeit, Gleichgültigkeit und Toleranz und hinterfragte, warum Gleichgültigkeit einen so negativen Bedeutungswandel durchgemacht hat. Eindrücklich belegte er, dass Toleranz in unserer Zeit oft unterschätzt wird – weil sie „nicht sexy“ ist. „Toleranz braucht Zeit. Und Muße. Und Unaufgeregtheit. Darum ist sie so wenig sexy“, erklärte Köhlmeier.
Er bezog sich auch auf den Begriff der „repressiven Toleranz“, und die Folgen von Toleranz jenen gegenüber, die Toleranz selbst abschaffen wollen. Die Grenze der Toleranz liege dort, wo der Rechtsstaat in Gefahr gerät. Köhlmeier stellt die entscheidende Frage: „Darf mit Toleranz rechnen, wer den Rechtsstaat abschaffen möchte?“ und zeigt das aktuelle gesellschaftliche und politische Gewicht des Themas auf. Sein Schlusswort leiht sich Köhlmeier aus Goethes Faust – „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein“ – und erinnerte daran, dass es viel bedeutet, sich in einer toleranten Gesellschaft frei entfalten zu dürfen.
Den Abschluss des Abends bot der Auftritt des „Laços Quartet”, das mit seiner internationalen Besetzung und Vielfalt einen Klangteppich webte und das Publikum mit seiner leidenschaftlichen Interpretation von Beethoven und Schostakowitsch begeisterte.
Das Festival, das noch bis Sonntag, 29. September 2024 dauert, wird in Ramsau, Filzmoos und an der Bergstation des Dachsteins fortgesetzt. Dabei werden neben künstlerischen Darbietungen auch Diskussionsrunden und Vorträge zu aktuellen gesellschaftlichen Themen wie Toleranz, Demokratie und Menschenrechte im Mittelpunkt stehen. Bereits am Samstag Vormittag lädt Intendant der Dachstein Dialoge, Autor und Historiker Philipp Blom zu einem Vortrag zum Thema „Eine neue Aufklärung?“, in die Mützenhalle Filzmoos. Im Anschluss ebendort ein außergewöhnliches Konzert des Ilumina Ensembles aus Brasilien, bestehend aus Spitzenmusiker:innen, die international Erfolge feiern und das Publikum aus den Sesseln zu reißen vermögen!
Die Dachstein Dialoge unterstreichen mit ihrem Programm, dass es heute wichtiger denn je ist, einander im Dialog zu begegnen und das Verbindende zu suchen. Tickets können noch unter www.dachstein-dialoge.at erworben werden.