Steiermark nimmt Vorreiterrolle in der Blackout-Vorsorge ein, 111 Maßnahmenempfehlungen sollen die Blackout-Vorsorge weiter stärken.
Das Land Steiermark hat bereits früh mit der Sensibilisierung rund um das Thema „Blackout” begonnen. Deshalb wurde in den letzten Jahren verstärkt an einem „Gesamtsteirischen Blackout-Plan” gearbeitet, der alle blackout-relevanten Bereiche in der Steiermark miteinander verknüpft. Im Juni 2023 wurde bereits der „Blackout-Maßnahmenplan für die Steirische Landesverwaltung” in Kraft gesetzt. Als erstes Bundesland Österreichs hat die Steiermark darin geregelt, welche Aufgaben unter welchen Rahmenbedingungen von der Landesverwaltung im Blackout-Fall zu vollziehen sind.
Der heute (17.10.2024) präsentierte „Gesamtsteirische Blackout-Plan” stellt den zweiten Schritt der Blackout-Vorbereitungen des Landes Steiermark dar. Er ist eine präzise Bestandsaufnahme für die Jahre 2023 und 2024 in Bezug auf die Blackout-Resilienz aller relevanten Branchen und Lebensbereiche. In seinen 48 Kapiteln wird die Blackout-Resilienz in der Steiermark detailliert beschrieben. Diese umfassende landesweite Lagebeurteilung verfolgt das Hauptziel, die Verantwortlichen sowie die Bevölkerung in Hinblick auf ihre Eigenverantwortung und die Pflicht zur Selbstvorsorge zu sensibilisieren und sie darüber hinaus zu weiteren Vorsorge zu motivieren.
Als Ansatz wurde dafür ein Verfahren in drei Schritten gewählt:
1. Darstellung des IST-Standes des jeweiligen Bereiches
2. Beschreibung der Auswirkungen eines Blackouts in diesem Bereich
3. Formulierung von Koordinierungsbedarfen und von 111 Maßnahmenempfehlungen
Im Zuge der umfassenden Arbeiten am „Gesamtsteirischen Blackout-Plan” wurde mit allen blackout-relevanten Bereichen in der Steiermark der Ist-Stand erhoben. Beleuchtet werden alle von einem Blackout möglicherweise betroffenen Bereiche des öffentlichen Lebens und der aktuelle Stand der bereits getroffenen Präventionsmaßnahmen. In einem weiteren Schritt erfolgte eine Einschätzung, wie sich ein Blackout auf die relevanten Branchen und Lebensbereiche auswirkt. Daraus resultieren 111 Maßnahmenempfehlungen, wie die Blackout-Resilienz noch weiter gesteigert werden kann. Mit diesem ganzheitlichen Blackout-Ansatz nimmt die Steiermark eine Vorreiterrolle unter den Bundesländern ein. Insgesamt gibt es im deutschsprachigen Raum wenige vergleichbar umfassend verschränkte Vorarbeiten.
„Wir hoffen alle, dass wir diesen Ernstfall nie erleben, aber wir müssen gewappnet sein. Deswegen nimmt die Steiermark in der Blackout-Vorsorge eine Pionierrolle ein. Denn es gehört zu einer verantwortungsvollen Politik dazu, sich mit dem möglichen, wenn auch nicht wahrscheinlichen, Fall eines großflächigen Blackouts auseinander zu setzen. Wenn es zu einer Notsituation kommt, dann müssen wir sicherstellen, dass alle Zahnräder ineinandergreifen. Dabei darf keines das andere blockieren. Dieses Ziel verfolgt unser gesamtsteirischer Blackout-Plan. Die Erkenntnisse daraus sind aber nicht nur auf ein Blackout, sondern weit umfangreicher anwendbar. Vor einem Monat etwa hat der Landesfeuerwehrverband bereits Empfehlungen aus dem gesamtsteirischen Blackout-Plan umgesetzt und die Rüsthäuser, die sogenannten ,Leuchttürme‘, in dem vom Stromausfall betroffenen Gebiet besetzt. Unsere Einsatzorganisationen und Behörden sind verlässliche Partner der Steirerinnen und Steirer, wenn es um die Abwehr und Bewältigung von Gefahren geht. Als Land Steiermark haben wir auch die Aufgabe, diese Abläufe bestmöglich zu unterstützen und die Steiermark für den Ernstfall vorzubereiten. Daneben wird ein wichtiger Teil des gesamtsteirischen Blackout-Plans auch die weitere Kommunikationsarbeit sein – denn alle Steirerinnen und Steirer sind Partner in der Vorsorge und der Krisenbewältigung. Denn in so einem Fall ist vor allem der Zusammenhalt in der Gesellschaft entscheidend. Das ist ein wesentlicher Punkt, um Krisensituationen bewältigen zu können”, so Landeshauptmann Christopher Drexler.
In den vergangenen Jahren und Monaten mussten wir in der Steiermark erneut schmerzlich zur Kenntnis nehmen, dass auch wir von immer schwereren Unwettern getroffen werden. Umso wichtiger ist es, dass wir uns als Land Steiermark gemeinsam mit unseren Städten und Gemeinden so gut wie möglich auf alle Szenarien vorbereiten. Dazu zählt auch ein Blackout, der trotz unseres sicheren Stromnetzes in Zukunft nicht auszuschließen ist. Egal ob es die Pflege und Betreuung ist, unsere Schulen, Kinderbildungseinrichtungen, die Trinkwasserversorgung oder andere systemrelevante Einrichtungen und Infrastrukturen. Im Fall der Fälle müssen viele Räder schnell und koordiniert ineinandergreifen. Genau darauf wollen wir uns so gut es geht einstellen”, sagt Landeshauptmannstellvertreter Anton Lang und ergänzt: „Als Verkehrsreferent bin ich froh, dass wir im Blackout-Plan auch dem Thema Mobilität ein umfassendes Kapitel gewidmet haben. Es muss uns allen klar sein, dass ein Blackout auch auf der Straße und bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, auf die viele Steirerinnen und Steirer angewiesen sind, massive Auswirkungen haben würde. Umso wichtiger ist es, dass wir hier schon jetzt mit allen Verkehrsunternehmen gut zusammenarbeiten.”
„Der vorliegende Blackout-Plan verfolgt unter anderem das Ziel, bei den Entscheidungsträgern aller gesellschaftlichen Lebensbereiche ein möglichst breites Bewusstsein für die Bedrohungen und Herausforderungen, die mit einem solchen Ereignis einhergehen, zu schaffen. Dieses Ziel wurde schon allein durch die unzähligen Gespräche mit den Führungskräften aus den unterschiedlichsten Branchen, die zur Erstellung des Planes notwendig waren, im hohen Ausmaß erreicht. Ich bin überzeugt, dass in keinem anderen Bundesland ähnlich viele Opinion-Leader bereits darüber nachgedacht haben, wie die Herausforderung ,Blackout´ in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich bewältigt werden könnte. Das ist deshalb so wichtig, weil die Folgen eines Blackouts so umfassend sind, dass eine Schadensminimierung für alle Teile unserer Gesellschaft und für die Bürgerinnen und Bürger nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Institutionen, Organisationen und Unternehmungen gelingen kann. Mit dem steirischen Blackout-Plan ist diesbezüglich ein erster wichtiger Schritt gelungen”, betont Harald Eitner, Leiter der Fachabteilung Katastrophenschutz und Landesverteidigung
Armin Forstner, Präsident Zivilschutzverband Steiermark: „Dieser umfassende Blackout-Plan ist ganz im Sinne des Zivilschutzverbandes. Unser Bestreben ist es ja, dass alle Steirerinnen und Steirer für den Fall der Fälle gerüstet sind. Informationen mittels Broschüren oder über unsere Homepage werden ebenso gut angenommen wie Trainingsprogramme oder unsere Vorträge in den Gemeinden – über die Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger sowie alle Bürgerinnen und Bürger Aufklärung und Schulung bekommen können.”
„Gesamtsteirischer Blackout-Plan” wird jährlich evaluiert
Ergänzt wird der Blackout-Plan von den aktuellen rechtlichen Grundlagen, der Krisenkommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im Ernstfall sowie dem Zusammenspiel mit den bestehenden Maßnahmenplänen für die Landesverwaltung und die Stadt Graz. Des weiteren erfolgt eine Darstellung der aktuellen Gefährdungslage, potentiellen Ursachen für einen Blackout und Handlungsempfehlungen für die Steirerinnen und Steirer. Der Maßnahmenplan sowie die getroffenen 111 Maßnahmenempfehlungen sollen einer jährlichen Evaluierung unterzogen werden, um die Treffsicherheit auch weiterhin zu garantieren. Der gesamtsteirische Blackout-Maßnahmenplan ist zur Gänze unter www.blackout.steiermark.at verfügbar.
An der Erstellung beteiligte Organisationen
Für den Blackout-Plan wurden, unter der Federführung der Fachabteilung Katastrophenschutz und Landesverteidigung Gespräche mit Vertreterinnen und Vertreten blackout-relevanter Bereiche vertieft und Erhebungen in verschiedenen Branchen durchgeführt. Dafür wurden vor allem besonders system- und blackoutrelevante Einreichtungen eingebunden, darunter: Feuerwehren, Rettungsorganisationen, Energie Steiermark, Militärkommando Steiermark, Landespolizeidirektion Steiermark, Bildungsdirektion, alle Sparten der Wirtschaftskammer, Ärztekammer, Apothekerkammer, Landwirtschaftskammer, Industriellenvereinigung, Gemeinde- und Städtebund, Verkehrsverbund mit sämtlichen Mitgliedern sowie die Österreichische Nationalbank und alle Banken mit Filialen in der Steiermark, Wasser- und Abwasserverbände, Abfallwirtschaft, Wärmeversorger, Transportunternehmen, Pflegeanbieter und Heimbetreiber, Träger Behindertenhilfe, Krankenanstalten oder auch der Flughafen Graz und die Raffinerie Schwechat.
Steirerinnen und Steirer sind wichtige Partner in der Vorsorge und Krisenbewältigung
Die beste Vorbereitung auf einen Blackout kann aber nur dann optimal funktionieren, wenn auch die Bevölkerung entsprechend auf einen solchen Ernstfall vorbereitet ist. Daher werden im „Gesamtsteirischen Blackout-Plan” alle Steirerinnen und Steirer aufgerufen, sich ebenfalls für den unwahrscheinlichen Fall eines längeren, landesweiten Stromausfalls vorzubereiten, um sich selbst in den eigenen vier Wänden für mehrere Tage versorgen zu können. Dazu gehören unter anderem haltbare Lebensmittel und Trinkwasser (2 Liter pro Person und Tag, vorzugsweise Mineralwasser), Medikamente, Hygieneartikel, Lichtquellen, ausreichend Bargeld und Radios mit Batterie- oder Kurbelantrieb, um sich laufend über die aktuelle Lage informieren zu können.