„Sensationsfund in der Obersteiermark“

Archäologische Forschungsergebnisse schreiben die Frühgeschichte der Steiermark neu.

Die Besiedelung des Aichfeldes in der Obersteiermark ist eines der Hauptereignisse in der Geschichte der Steiermark. Wie schon Dr. Walther Modrijan in seiner Publikation “Das Aichfeld – vom Steinbeil bis zur römischen Poststation” 1962 ausgeführt hat, befindet sich hier eine bedeutende Siedlungskammer Mitteleuropas. Durch den Fund des Fürstengrabes von Strettweg und des weltberühmten Kultwagens im Jahr 1851 wurde der Fokus der wissenschaftlichen Forschung auf diese Nekropole und später durch die Forschungsarbeit von Dr. Georg Tiefengraber auch auf die Siedlungsaktivität am Falkenberg ausgedehnt.

Trotz vereinzelter neolithischer Funde durch Archäologen wie Prof. Dr. Walter Schmid (1875- 1951) am Pölshals und den umliegenden Tälern wurde den Zugängen der Siedlungskammer „Aichfeld“ zwar in einer Monografie von Uni. Prof. Markus Egg eine große Bedeutung, sowohl kulturell als auch wirtschaftlich, zugestanden, archäologische Arbeiten mittels Prospektion oder Grabungen fanden bis dato aber nie statt.

Durch die Initiative des Vereins „Archäologie Pölstal“ unter der Leitung von Gerfried Kaser und seinen spektakulären Funden in Pöls-Oberkurzheim hat man erstmals in Kooperation mit der „AGGA – Arbeitsgemeinschaft f. Geschichte und Archäologie“ 2016 begonnen, diese so wichtige Nord- Südverbindung als zentralen Handelsweg in die Siedlungskammer Aichfeld systematisch mittels Landschaftsarchäologie und geophysikalischer Prospektion wie Bodenradar und Bodenmagnetik erforscht.

So sind auf einer Strecke von nicht einmal 5 Kilometern ein 6.000 Jahre alter Kupferdolch (ältestes Metallobjekt der Steiermark), eine Siedlung und Keramikfunde aus der Lasinja-Kultur (4350 bis 3950 v. Chr.) ein Hortfund aus der Bronzezeit aber auch römische Grabanlagen und Überreste um die Richtstätte Unterzeiring aus dem 16, bis 18.Jhdt gefunden worden.

Seit 2024 wird gemeinsam mit der Geosphere Austria, einem der weltweit führenden Unternehmen für modernste geophysikalische Prospektionsmethoden in der Archäologie, ein Forschungsprogramm im Gebiet der Marktgemeinde Pöls-Oberkurzheim durchgeführt. Mit finanzieller Unterstützung des Landes Steiermark, des Bundesdenkmalamtes und durch Luftbildanalyse des Österreichischen Bundesheeres und der GIS Abteilung des Landes Steiermark, ist es erstmals möglich, diesen Alpenübergang und seine Handelswege systematisch großflächig zu erforschen und die Ergebnisse in einer gemeinsamen Forschungsdatenbank zu verknüpfen.

Die ersten, spektakulären Ergebnisse der aktuellen Prospektion vom 5.– 8.11.2024 haben all dies bestätigt und werden im Rahmen eines internationalen Pressegesprächs am 12.11.2024 im Pressezentrum des Red Bull Rings erstmals vorgestellt.

Internationale Experten, wie der renommierte Archäologe Univ. Prof. Dr. Markus Egg, ehem. Leiter des Römisch Germanischen Zentralmuseums in Mainz, und Publizist der einschlägigen Fachliteratur zu Strettweg und der Hallstattzeit, aber auch verantwortlich für die wissenschaftliche Restaurierung des Kultwagens, werden die Ergebnisse diskutieren und versuchen diese zu interpretieren. Zu diesem Thema äußert sich auch Klaus Löcker, Projektleiter der Geosphere Austria, mit viel internationaler Projekterfahrung in der archäologischen Prospektion wie zum Beispiel in Stonehenge, Carnuntum oder vielen mehr.

Das Außergewöhnliche an diesen nun gefundenen Strukturen ist die Anordnung der Grabbauten und liegt in ihrer linearen Anordnung, die bisher nur in Südskandinavien und Stonehenge (GB) nachweisbar war. Auch die Dichte und genaue Ausrichtung an Achsen geben noch Rätsel auf. Es wird nun versucht werden diese Fragestellungen in den folgenden Projektabschnitte, einer Lösung zuzuführen. Jje nach Finanzierungsmöglichkeiten wird mit einer Projektdauer von mindestens 10 Jahren gerechnet.

Computeranimation: 7reasons  ©

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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