Wieder ein tödlicher Forstunfall – diesmal im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. Mindestens 38 Menschen sind in Österreich seit Jahresbeginn laut KFV-Aufzeichnungen bei Waldarbeiten tödlich verunglückt, wobei zu befürchten ist, dass die Zahl der Toten bis Jahresende weiter steigt. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr hatten Forstarbeiten die bisherige Rekordzahl von 36 Todesopfer gefordert, die nun bereits jetzt übertroffen wurde. Laut der Präventionsinstitution KFV sollten insbesondere auch Privatpersonen besser über die Risiken aufgeklärt werden und geeignete Schutzausrüstung tragen.
Wien, 13. November 2024. Tödliche Forstunfälle betreffen Menschen aller Altersgruppen, wie eine Analyse der Altersverteilung durch den Fachbereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV zeigt. Das Alter der Betroffenen bewegt sich zwischen 18 und 82 Jahren. Es sind also auch sehr junge Menschen betroffen. Auffällig ist zugleich der hohe Anteil der über 60-Jährigen, die in Summe für ein relativ hohes Durchschnittsalter (57 Jahre) der tödlich Verunglückten sorgen. Ältere Menschen haben zwar oft viel Erfahrung bei der Waldarbeit, unterschätzen aber die körperlichen Belastungen. Manchmal sind diese auch allein unterwegs, was im Falle eines Notfalls zu Verzögerungen bei der Ersten Hilfe bzw. Allarmierung der Rettungskräfte führt.
Besorgniserregende Entwicklung der letzten Jahre
Die Zahl der tödlichen Forstunfälle ist zuletzt fast jedes Jahr gestiegen, wie Erhebungen anhand von Medienbeobachtungen des KFV zeigen (Mindestanzahl der Toten):
- 2019: 27 Tote
- 2020: 34 Tote
- 2021: 35 Tote
- 2022: 34 Tote
- 2023: 36 Tote (bisheriges Rekordjahr)
- 2024: 38 Tote (bis aktuell)
Steiermark und Niederösterreich besonders betroffen
Die Verteilung der tödlichen Forstunfälle 2024 nach Bundesländern zeigt, dass Menschen in bestimmten Regionen besonders gefährdet sind.
- Steiermark: 13 Tote
- Niederösterreich: 9 Tote
- Oberösterreich, Kärnten und Tirol: jeweils 4 Tote
- Vorarlberg und Salzburg: jeweils 2 Tote
Diese Verteilung auf Bundeslandebene könnte auf die große Waldfläche und die steilen Geländeformationen in diesen Regionen zurückzuführen sein, die das Risiko bei Forstarbeiten erheblich erhöhen.
Unfallhergänge verdeutlichen die Gefahren
„Tödliche Unfälle ereignen sich typischerweise in Situationen, in denen Bäume beim Fällen oder bei Aufräumarbeiten unerwartet kippen oder sich verkeilen”, warnt Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit in der Präventionsinstitution KFV. Häufig geraten Personen bei Arbeiten in steilem Gelände ins Rutschen oder werden von umfallenden Bäumen und abgebrochenen Ästen getroffen. Auch Arbeiten mit schweren Maschinen wie etwa mit Traktoren bergen Risiken – beispielsweise, wenn Fahrzeuge in unwegsamem Gelände ins Kippen geraten oder durch Spannungen beim Seilwinden-Einsatz unkontrolliert bewegt werden. Solche Situationen zeigen, wie unberechenbar die Arbeit im Forstbereich sein kann und dass oft nur wenige Augenblicke über Leben und Tod entscheiden.
KFV plädiert für verstärkte Sicherheitsmaßnahmen bei der Forstarbeit
Die erneute Zunahme tödlicher Unfälle, nur ein Jahr nach dem letzten Höchststand, macht deutlich, dass dringend verstärkte Sicherheitsmaßnahmen und präventive Schulungen notwendig sind. „Forstarbeiter, aber insbesondere auch Privatpersonen müssen besser über die Risiken aufgeklärt werden, und es sollte auf das Tragen geeigneter Schutzausrüstung geachtet werden”, appelliert die Präventionsexpertin.
Tipps zum sicheren Fällen von Bäumen
Das KFV hat gemeinsam mit der AUVA und in Kooperation mit der Plattform Forst Holz Papier (FHP) sowie mit dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) eine Broschüre für das sichere Arbeiten beim Fällen von Bäumen herausgegeben. Dort findet man noch mehr Tipps: www.kfv.at/sicherheitsratgeber-wie-faellt-man-eigentlich-einen-baum
Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin der Abteilung Sport- und Freizeitsicherheit im KFV
© KFV/APA Fotoservice/Krisztian Juhasz