Die Tage werden kürzer, die Nächte werden kälter, nur die allgegenwärtige Weihnachtsbeleuchtung vermittelt ein heimeliges Gefühl: Der Winter hält bald Einzug. Während sich alles auf das Weihnachtsfest vorbereitet, lauert noch ein unheimlicher Geselle auf seinen Auftritt. Wenn der heilige Nikolaus die braven Kinder am 6. Dezember belohnt, ist es die Aufgabe seines „bösen“ Gefährten, die Kinder, die sich nicht gut benommen haben, zu erschrecken und zu bestrafen. Gemeinsam mit Jolana Wagner-Skacel, Professorin für medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie an der Med Uni Graz, werfen wir einen Blick auf diesen Brauch und darauf, ob er überhaupt noch zeitgemäß ist.
Ein Alptraum vor Weihnachten
Halloween, Perchten und Krampus: Bevor sich der Winter endgültig zur Zeit der Familie und der Besinnlichkeit wandelt, wird es noch einmal gruselig. Die Übergangszeit vom Herbst in die kalten Wintermonate ist in unseren Breiten von vielen unheimlichen Bräuchen geprägt. Krampus und Nikolaus ziehen meist gemeinsam durch Häuser, Kindergärten und Schulen, um die Kinder zu belohnen und ihnen auch Schrecken einzujagen. Der Nikolaus mit rotem Mantel, weißem, langen Bart, goldenem Stab und liebem Gemüt wird von dem monströsen Krampus begleitet. Der eine belohnt die braven Kinder mit Schokolade, Mandarinen, Nüssen und anderen Geschenken, der andere kündigt sich mit drohendem Kettenrasseln an und wird von den Kleinsten gefürchtet. Immerhin soll der Krampus böse Kinder bestrafen, sie mit seiner Rute schlagen oder sogar entführen.
Krampus in der Kritik
In den letzten Jahren standen der Krampus und das Brauchtum rund um ihn kurz vor seinem „Ehrentag“ immer im Fokus. Ist der „böse“ Gehilfe des heiligen Nikolaus noch zeitgemäß? Hat der Krampus noch einen Platz in der modernen Erziehung?
Fragwürdig ist, wie sinnvoll eine Liste an gutem und schlechtem Verhalten ist, für das das Kind dann belohnt bzw. bestraft wird. Gerade für ein Kind ist ein Jahr eine sehr lange Zeit und eventuell kann sich das Kind gar nicht mehr wirklich daran erinnern, wofür es gerade bestraft wird. Ein weiterer Aspekt ist, dass sich Kinder von den Eltern betrogen fühlen können, immerhin haben sie dem Krampus von ihrem Fehlverhalten erzählt und liefern die Kleinen dem Monster aus. Das Selbstbewusstsein und das Verhältnis zu den Eltern können beschädigt und Ängste massiv aktiviert werden.
Zusätzlich steht die immer weiter zunehmende Gewalt im Rahmen von Krampus- und Perchtenläufen im Fokus: Berichte von exzessiver Gewalt und Körperverletzungen bei diesen Veranstaltungen finden mittlerweile fast jährlich Platz in den Medien.
Ohne Zweifel ist die Wichtigkeit der Tradition hervorzustreichen. Sie gibt ein „Wir-Gefühl“ und hilft, Familie und sowohl das engere als auch das weitere Umfeld (Gemeinde, Stadt, Land, Kulturkreis) zu verbinden und zusammenzuschweißen.
Der Wert des Brauchtums
„Im Zusammenleben und insbesondere im gemeinsamen Feiern werden Tugenden wie Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft und Tapferkeit ausgebildet. Auch Fragen der Selbstfürsorge, Selbstachtsamkeit und spiritueller Dimensionen können darin habitualisiert werden, indem wir uns individuell im Kreis unserer Freunde und Familie verhalten. Wir lernen voneinander und miteinander“, erklärt Jolana Wagner-Skacel den Wert des Brauchtums.
„In Bad Aussee feierten wir jährlich das Nikolausfest gemeinsam mit befreundeten Familien und Kindern. Im Mittelpunkt lag die Vorfreude auf das jährliche gemeinsame Fest, aber natürlich auch die Aufregung vor den wilden Krampussen, dem Grasteufel und dem Gankerl. Diese wurden aber immer wieder aufs Neue vom Nikolaus beherrscht und zu Gehorsam gebracht. Der Schutz vom Nikolaus überwog und gleichzeitig fand eine Auseinandersetzung mit Angst und Aggression statt. Wie reagieren die anderen Kinder? Wie reagieren die Eltern?“, fasst Jolana Wagner-Skacel (Foto) ihre eigenen Erfahrungen rund um das Krampusfest zusammen.
So wichtig das Brauchtum auch ist, so gibt es dabei auch zu beachten, dass es sich verändert. Früher war der Krampus stets ein Begleiter vom Nikolaus. Symbolisch wurde so signalisiert, dass das Gute immer über das Böse gewinnt, da der Krampus letzten Endes dem Nikolaus immer zu gehorchen hat. Zunehmend hat sich der böse Geselle aber immer weiter davon entfernt und ist mittlerweile oft auch solo, ohne seinen „heiligen Aufpasser“, unterwegs. Perchten- und Krampusläufe nehmen überhand und verbreiten schon Wochen vor dem Nikolaustag Angst und Schrecken.
Das Brauchtum der Krampusse ist ein Teil unserer Kultur!!!
Nach und nach werden diese Bräuche abgeschafft; aus sehr fadenscheinigen Gründen. Das nimmt uns unsere kulturelle Identität. Das entwurzelt die Menschen der Region.
Ich hatte als Kind auch Angst vorm Krampusse. DOCH es hat mich nicht TRAUMATISIERT! Und wir wussten sehr wohl, was wir unterm Jahr so angestellt hatten.
Gerade in dieser orientierungs- und wertelosen Gesellschaft ist es überaus wichtig, Moral und Sitten zu lehren!!!
Es scheint, als seien die “Lenker” und “Denker”von Österreich erst zufrieden, wenn unsere gesamte österreichische Kultur ausgelöscht ist und alles amerikanisiert ist.
Wir müssen unsere Identität bewahren und damit unsere Wurzeln stärken; und die Moral!