Vorläufige Jahresbilanz der GeoSphere Austria: Im Tiefland und auf den Bergen Österreichs das mit Abstand wärmste Jahr der Messgeschichte. In der österreichweiten Auswertung überdurchschnittlich viel Niederschlag (+8 Prozent) und leichte unterdurchschnittliche Zahl an Sonnenstunden (-3 Prozent). |
„2024 war in Österreich das mit Abstand wärmste Jahr der Messgeschichte”, sagt Klimatologe Alexander Orlik von der GeoSphere Austria, „berücksichtigt man die Prognosen für die letzten Tage des Jahres, dann war 2024 im Tiefland Österreichs und auf den Bergen um 1,8 Grad wärmer als ein durchschnittliches Jahr in der ohnehin sehr warmen Klimaperiode 1991 bis 2020. Das ergibt im Tiefland Platz 1 in der Reihe der wärmsten Jahre der 257-jährigen Messgeschichte und auf den Bergen Platz 1 in der 173-jährigen Gebirgsmessreihe.”
Im Vergleich zur Klimaperiode 1961 bis 1990, die von der globalen Erwärmung noch nicht so stark betroffen war, liegt das Jahr 2024 im Tiefland um 3,1 Grad über dem Mittel und auf den Bergen um 3,0 Grad.
In den Top 25 fast nur Jahre der jüngeren Vergangenheit
2024 bestätigt den Trend zu einem immer wärmeren Klima. Unter den 25 wärmsten Jahren der 257-jährigen Messgeschichte sind fast nur Jahre der jüngeren Vergangenheit: 2024, 2023, 2018, 2014, 2022, 2019, 2015, 2020, 1994, 2007, 2016, 2000, 2002, 2008, 2017, 2011, 2012, 2009, 1822, 2013, 1992, 1797, 2003, 2021, 1811 (Auswertung HISTALP-Tiefland).
Zahlreiche Rekorde
2024 startete mit dem zweitwärmsten Winter der Messgeschichte und es folgten der wärmste Frühling und der wärmste Sommer. Es gab nur wenige deutlich zu kühle Phasen, wie zum Beispiel Mitte September: Am 17. September verzeichnete die Wetterstation bei der Rudolfshütte in den Hohen Tauern (S, 2320 Meter Seehöhe) mit 145 Zentimeter die höchste Schneehöhe in einem September seit Messbeginn hier im Jahr 1980.
Die Mehrzahl der Rekorde betrafen aber zu hohe Temperaturen. Zum Beispiel gab es an 100 der rund 290 Wetterstationen der GeoSphere Austria neue April-Höchsttemperaturen und an 30 Stationen neue September-Höchsttemperaturen.
Eine neue Höchstzahl an Hitzetagen (mindestens 30 Grad) verzeichneten 2024 die Wetterstationen Wien Innere Stadt (52 Hitzetage), Eisenstadt (48), Wien Hohe Warte (45) und St. Pölten (42).
Extremer Regen und längere trockene Phasen
Die Niederschlagsmenge lag 2024 über die gesamte Fläche Österreichs gemittelt um acht Prozent über dem Durchschnitt. Es war damit eines der 30 niederschlagsreichsten Jahre in der 167-jährigen Niederschlagsmessreihe. Zu einem großen Teil ist dafür der extrem niederschlagsreiche September verantwortlich, der vor allem die Osthälfte verheerende Überschwemmungen brachte.
Ein Beispiel für den Einfluss des September-Extremregens auf die Gesamtbilanz: In St. Pölten regnete es Mitte September innerhalb von fünf Tagen 409 Millimeter. Das ist ein Großteil der Niederschlagsmenge eines durchschnittlichen gesamten Jahres in St. Pölten (723 Millimeter). Insgesamt gab es 2024 in St. Pölten rund 1050 Millimeter Niederschlag (rund 50 Prozent mehr als im Durchschnitt).
Deutlich zu trocken waren 2024 in Österreich Juli und August (ca. 25 bis 35 Prozent weniger Niederschlag als im Durchschnitt und November (rund 70 Prozent weniger Niederschlag).
Sehr lange Vegetationsperiode
Die hohen Temperaturen führten zu einer frühen Entwicklung der Pflanzen und zu einem späten Ende der Vegetationsperiode.
Insgesamt war die Vegetationsperiode 2024 um zwei Wochen länger als in einem durchschnittlichen Jahr der Klimaperiode 1991-2020 und vier Wochen als in der Klimaperiode 1961-1990. Das ergibt Platz 7 in der 75-jährigen phänologischen Beobachtungsreihe. Auf Platz 1 bleibt das Jahr 2020 mit einer Abweichung von gut drei Wochen zum Durchschnitt 1991-2020 bzw. gut fünf 5 Wochen zu 1961-1990.
Einige Frühlingsphasen waren 2024 die frühesten der Messgeschichte. Die Marillenblüte beispielsweise war die früheste der gesamten Beobachtungsperiode von 1946 bis 2024 (2. März im Österreichmittel) mit einem Vorsprung von etwa drei Wochen gegenüber dem Mittel von 1991-2020 und vier Wochen gegenüber dem Mittel von 1961–1990. Die Blüte des Apfels, Flieders, Schwarzen Holunders und des Knäuelgrases sowie die Fruchtreife der Johannisbeere erreichten ebenfalls heuer ihre frühesten Eintrittstermine seit 1946.
Bis weit in den Oktober hinein blieb das Laub auf Bäumen und Sträuchern grün. Die Laubverfärbung des Apfels beispielsweise setzte mit dem 23. Oktober um zwei Wochen später ein als im Mittel von 1961-1990.