Das Thema Erwerbstätigkeit im Alter gewinnt immer mehr an Bedeutung. Bundesrat Ernest Schwindsackl, Obmann des Steirischen Seniorenbundes, fordert daher dringend neue Regeln dafür!
Erst jüngst machten im benachbarten Deutschland die Ergebnisse einer großen Studie Schlagzeilen. Das Institut der deutschen Wirtschaft konnte mit Zahlen und Fakten belegen, dass Menschen, die im Alter erwerbstätig sind, mit ihrem Leben deutlich zufriedener sind als andere. Was zweifellos auch in Österreich der Fall ist. In der Generation der 66- bis 70-Jährigen – man bezeichnet sie bisweilen als „Silver Worker“ – arbeitet man offensichtlich gerne über die Regelaltersgrenze hinaus und nennt vor allem zwei Gründe dafür. Es geht vielen um die Möglichkeit zum sozialen Austausch mit Kolleginnen wie auch Kollegen und darum, dass man die jeweiligen Tätigkeiten als sinnstiftend schätzt. Beides würde, wie es im Zusammenhang mit den Studienergebnissen heißt, das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl der „Silver Worker“ stärken. Und es zeigt sich, wie die Studienautoren bemerken, dass finanzielle und wirtschaftliche Gründe bei der Weiterarbeit über das gesetzliche Pensionsantrittsalter hinaus eine deutlich geringere Bedeutung haben als Spaß an der Arbeit und soziale Kontakte.
Für den Obmann des Steirischen Seniorenbundes, Ernest Schwindsackl, sind diese Ergebnisse ein weiterer Beleg dafür, dass das Thema Weiterarbeit über die Regelaltersgrenze hinaus, kräftige neue Impulse braucht. Schwindsackl verweist zunächst auf erste gesetzliche Änderungen auf Bundesebene aus dem Vorjahr, die nicht zuletzt auf Initiative des Seniorenbundes zustande gekommen sind. Bis zur Grenze von 1.040 Euro monatlichem Erwerbseinkommen müssen seither keine Pensionsversicherungsbeiträge mehr geleistet werden. Es bleiben weiterarbeitenden Pensionistinnen und Pensionisten auf diese Weise bis zu rund 100 Euro brutto mehr im Monat.
Schwindsackl sieht das als ersten Schritt und fordert unbedingt noch weitere: „Wir brauchen größere und attraktivere Anreize für Menschen, die über das gesetzliche Pensionsantrittsalter hinaus arbeiten wollen. Das Arbeiten in der Pension muss sich im Sinne der Betroffenen und auch der Gesellschaft wirklich lohnen!“ Und das ergäbe, so der Seniorenbundobmann auch einen Win-Win-Effekt: „Wenn Menschen über das gesetzliche Pensionsantrittsalter hinaus arbeiten wollen, entsteht daraus einerseits eine sehr konkrete Antwort auf das Thema Fachkräftemangel und es stärkt andererseits unser Pensionssystem indem es für Enkelfitness sorgt.“
Der Obmann des Steirischen Seniorenbundes will auch als Mitglied des Bundesrates dazu beitragen, dass möglichst rasch in dieser Thematik konkrete und nachhaltige Schritte gesetzt werden und hat dazu eine klare Botschaft: „Ich fordere die Abschaffung der Pensions- und Sozialversicherungsbeiträge für erwerbstätige Pensionisten!“ Nachsatz: „Ich betrachte das nicht nur als absolut zeitgemäß sondern auch als einen Akt der Fairness. Wer sein ganzes Arbeitsleben lang Pensions- und Sozialversicherungsbeiträge geleistet und damit Anspruch auf die entsprechenden Leistungen hat, sollte nicht plötzlich noch einmal zur Kasse gebeten werden. Das widerspricht meiner Meinung nach dem bewährten Prinzip und dem Sinn einer Versicherung.“
Ernest Schwindsackl tritt auch dafür ein, in Österreich in nächster Zeit viel mehr zu tun, um wichtige Erkenntnisse zu den Zusammenhängen zwischen Arbeit, Alter, Gesundheit und Wohlbefinden zu gewinnen. Er nennt ein wichtiges Beispiel in diesem Zusammenhang: „Wir kennen zahlreiche Studien, die darauf schließen lassen, dass es für Menschen gesünder ist, im Alter weiterzuarbeiten. Es gibt dazu allerdings eine wichtige Frage, die einer genauen Klärung bedarf: Bleiben ältere Leute länger fit, weil sie über das gesetzliche Pensionsantrittsalter hinaus beruflich tätig sind? Oder arbeiten sie vielleicht deshalb länger, weil sie noch fit sind und sich gut fühlen? Ich gehe davon aus, dass beides der Fall sein wird. Aber was hat die größere Bedeutung?
Für Schwindsackl steht außer Zweifel, dass ältere Menschen heute gesünder sind als frühere Generationen. Mehrere Untersuchungen dokumentierten in letzter Zeit, dass 70-Jährige heutzutage so fit sind wie 60-Jährige vor ein bis zwei Jahrzehnten. Nach Ansicht von Fachleuten, sagt der Seniorenbundobmann, deutet manches darauf hin, dass für viele Menschen das Alter von 70 heute das neue 60 ist. Und auch das sei ein klares Indiz dafür, „dass wir neue, attraktive Rahmenbedingungen für die freiwillige Weiterarbeit über die gesetzliche Pensionsgrenze hinaus schaffen müssen. Und zwar so rasch wie möglich!“