Eisschwimmen ist ein Trendsport: ein bisschen verrückt, aber eine unglaubliche körperliche und mentale Leistung. Dass immer mehr Menschen sich dafür begeistern, wurde am Wochenende beim Hallstättersee Eissschwimmen eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Bei frostigen 4,23 Grad Wassertemperatur fand am 22. Februar das Hallstättersee Eisschwimmen mit den Österreichischen Meisterschaften in Bad Goisern statt. 100 Teilnehmer aus 13 Nationen erhielten bei 190 Starts die Kommandos „Take off your clothes, go into the water, on your marks, go! Auf gut goiserisch: Ausziagn, eini ins Wasser, auf die Plätze, los!
Bei strahlendem Wetter begrüßte der Goiserer Bürgermeister Leopold Schilcher die Besucher und wünschte den Athleten viel Erfolg. „Kommt gut gesund wieder aus dem Wasser. Ich würde bei diesen Temperaturen nicht einmal die Zehen reinhalten“, meinte er.
Die Goiserer Wasserrettung als Veranstalter hatte eigens ein 25m-Wettkampfbecken mit 5 Bahnen im Strandbad Untersee errichtet, um alle Bewerbe an einem Tag durchziehen zu können, da es einen regelrechten Ansturm an Anmeldungen gab. Insgesamt waren 45 Wasserretter bei den Vorbereitungsarbeiten und am Wettkampftag im Einsatz.
Um 9:30 fiel unter dem begeisterten Applaus der Zuschauer der Startschuss zum ersten Bewerb. Der 19-jährige Klosterneuburger Jan Girkinger wurde seiner Favoritenrolle gerecht und konnte sich in den Distanzen 50 und 100 m Kraul und 250 m Freistil zum dreifachen Österreichischen Meister krönen. Österreichischer Meister der Langdistanzen 1.000 m und 500 m wurde Jürgen Spitzbauer aus Wien und mit dem Meistertitel in 100 m Brust kürte auch er sich zum Dreifachmeister. Besonders erfreulich: der vielumjubelte Lokalmatator Martin Schiendorfer aus Untersee wurde Österreichischer Meister in der Distanz 50 Meter Brust. Sein Kommentar, als er aus dem Wasser stieg: „Es haut guat hin heut. Voll geil.“
Bei den Damen ging der österreichische Meistertitel in der 1.000 m Königsdispziplin an die Grazerin Claudia Müller, sie erschwamm die 40 Längen à 25 m in der beachtlichen Zeit von 17:39 und konnte zudem auch die Distanzen 500 m und 250 m für sich entscheiden.
Auch in der internationalen Gesamtwertung waren Jan Girkinger und Jürgen Spitzbauer die Abräumer des Tages. In der 1.000 m Langdistanz gewann der Slowake Peter Plavec in der sensationellen Zeit von 14:37 und bei den Damen Mariann Nagy aus Ungarn vor Claudia Müller und Bettina Hausmann.
Erfolgreich war auch der Staffelbewerb, bei dem sich „Three Devils for Claudia“ vor „Drei Engeln für Jan“ vor der einheimischen Staffel „Die Seer“ durchsetzen konnte.
Ältester Schwimmer des Bewerbs war der 87-jährige Gerhard Moder, Jahrgang 1938, aus Vösendorf bei Wien, für den dies sein erster Eisschwimmbewerb war. „Meine Frau hat als Coach mehr gelitten als ich“ sagte er, „sie war froh, als ich wieder aus dem Wasser war.“ Für ihn ist das Eisschwimmen ein Lebenselexier. „Ich bin zum Glück gesund, und ich hoffe, es so auch möglichst lange zu bleiben.“
Die starke internationale Präsenz mit Teilnehmern aus Belgien, Italien, Ungarn, Deutschland, Tschechien, der Slowakei, Mexiko, Griechenland und Island unterstreicht die Attraktivität des Hallstättersee Eisschwimmens. Die in Wien lebende Isländerin Björk Runarsdottir war bereits zum 3. Mal beim Hallstättersee Eisschwimmen dabei. „Ich freue mich das ganze Jahr auf diese Veranstaltung, die Kulisse hier ist einmalig“, sagt sie, „in Island ist Eisschwimmen sehr beliebt.“
Moderator Bernhard Kreuzhuber führte das Publikum informativ und unterhaltsam durch die Bewerbe und zeigte sich beeindruckt von den unglaublichen Leistungen der Sportler und vor allem von der ganz besonderen Gemeinschaft und der kameradschaftlichen Atmosphäre unter den Eisschwimmern. „Es ist eher ein Miteinander als ein Gegeneinander.“
Per Livestream wurde der Event über zwei Kameras im Internet übertragen – eine Riesenwerbung für das Eisschwimmen und den Hallstättersee. Ein besonderer Blickfang und Hingucker war der riesige gelbe Salzkammergut-Heißluftballon. Auch zahlreiche Pressevertreter vor Ort konnten sich von den tollen Leistungen der Schwimmer überzeugen.
Eisschwimmen ist ein Sport, der den Athleten physisch und psychisch einiges abverlangt. Alle Schwimmer der Langdistanzen mussten sich vorab einem Medical Check unterziehen. Der ÖWR-Landesarzt, Intensiv- und Notfallmediziner Dr. Simon Siller war die ganze Zeit vor Ort. Der „Es ist faszinierend, was man leistet, wenn man es will“, zollte er der mentalen Stärke der Schwimmer Respekt. Sein Rat für alle, die das Eisschwimmen für sich ausprobieren möchten: „Unbedingt vorab einen Arzt konsultieren und niemals alleine schwimmen.“
Beim Eisschwimmen in Untersee konnten sich die Athleten nach dem Bewerb im Hot Tub oder im Saunafalls aufwärmen und ihre unterkühlten und krampfenden Muskeln von den professionellen Masseurinnen Roswitha Houdek und Susanne Gerhardter behandeln lassen.
Der Präsident des Eisschwimmverbandes Josef Köberl, www.eisschwimmverband.at , der selbst in der 1.000 m Langdistanz Bronze erschwamm, bedankte sich bei allen Teilnehmern für die sportliche Fairness. Sein Ziel ist es, noch mehr Menschen für das Eisschwimmen zu begeistern, auch Paraschwimmer. Er betonte auch die Wichtigkeit von Vereinen, um offiziell als Sportart anerkannt zu werden. „Das Ziel ist, 2030 bei Olympia in Frankreich dabei zu sein. Und vielleicht können wir davor noch eine Europa- oder Weltmeisterschaft nach Österreich holen.“
ÖWR-Ortsstellenchef Peter Puntigam freute sich über den reibungslosen und Ablauf der Veranstaltung und dankte den Sponsoren für die Unterstützung sowie dem gesamten Wasserrettungsteam für die tatkräftige Mithilfe.
Weitere Infos und Ergebnisse unter www.eisschwimmen.at
Mehr in einem Salz-TV Fernsehbericht
Folgende Fotos: ©ARF
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Folgende Fotos: © ÖWR Bad Goisern
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