Wolf in keinem günstigen Erhaltungszustand – Reguläre Bejagung trotz Änderung der Berner Konvention weiterhin ausgeschlossen – Naturschutzbund und WWF fordern zeitgemäßes Wolfsmanagement
Salzburg/Wien – Am 6. März tritt die Abschwächung des Schutzstatus für den Wolf bei der Berner Konvention in Kraft. Die Herabstufung hat jedoch keine direkte Auswirkung auf die Situation in Österreich, da der Wolf zum einen in der FFH-Richtlinie der EU weiterhin streng geschützt ist. Zum anderen ist die Art hierzulande noch immer sehr weit von einem günstigen Erhaltungszustand entfernt. Wie die aktuellen Zahlen zeigen, gehen die Bestände sogar zurück: „2024 konnten hierzulande nur fünf Rudel nachgewiesen werden. 2023 und 2022 gab es noch jeweils sechs Wolfsfamilien. Bei den Einzelnachweisen sind die Zahlen ebenfalls rückläufig“, erklärt Lucas Ende, Artenschutzkoordinator beim Naturschutzbund Österreich. Damit bleibt eine reguläre Bejagung in Österreich weiterhin rechtlich ausgeschlossen, wie der Europäische Gerichtshof im Juli 2024 bestätigt hat. Der Naturschutzbund fordert daher gemeinsam mit dem WWF Österreich von den zuständigen Bundesländern ein zeitgemäßes und rechtskonformes Wolfsmanagement. „Anstelle einer rechtlich und wissenschaftlich nicht gedeckten Abschusspolitik braucht Österreich dringend eine mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattete Herdenschutzoffensive. Dadurch können die aktuellen Konflikte entschärft werden, ohne dass wir die ökologischen Vorteile verlieren“, sagt WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler.
Ein Grund für die sinkenden Wolfszahlen sind die zahlreichen Abschüsse – die häufigste Todesursache für Wölfe in Österreich. „Abschüsse dürfen rechtlich gesehen nur das letzte Mittel der Wahl sein. Dennoch wurden 2024 offiziell 13 Wölfe in Österreich getötet“, sagt Lucas Ende vom Naturschutzbund. „Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr drei Tiere – obwohl dort 50-mal mehr Wölfe mit fixem Revier leben.“ Die Etablierung von Wolfsfamilien ist nicht nur wichtig, um den günstigen Erhaltungszustand zu erreichen, sondern hilft auch, Konflikte zu reduzieren. „Rudel beanspruchen ein bestimmtes Gebiet, konzentrieren sich – insbesondere, wenn dort Herdenschutzmaßnahmen angewendet werden – auf Wild und halten Artgenossen aus dem Gebiet fern“, erklärt WWF-Experte Christian Pichler. Dadurch bleibt die Wolfsdichte in diesem Gebiet gleich. Fehlt in einem Gebiet ein tonangebendes Rudel, dann gestaltet sich auch der Umgang mit durchwandernden Jungwölfen schwieriger – deren Wege sind nicht vorhersagbar und sie weichen öfter auf einfache Beute wie ungeschützte Weidetiere aus.
Die Rolle des Wolfs im Ökosystem
Wölfe halten den Wildbestand fit und spielen damit eine unverzichtbare Rolle im Europäischen Waldökosystem. Sie können die Ausbreitung von Krankheiten verhindern und die wichtigen Schutzwälder stärken, indem sie zu hohe Wildbestände reduzieren. Außerdem hinterlassen sie Nahrungsreste für andere wichtige Arten im Ökosystem. Wie essenziell der Wolf als natürlicher Helfer wäre, wird durch aktuelle Berichte deutlich: „Das wiederholte Auftreten der Tuberkulose in Westösterreich und die abermalige Zunahme des Wildverbisses in unseren Wäldern laut letztem Wildschadensbericht zeigen, dass natürliche Gegenspieler des Wildes, wie eben der Wolf, einen wichtigen Beitrag zu gesunden Wild- und Nutztierbeständen leisten können“, erklärt Lucas Ende vom Naturschutzbund. Seine ökologische Funktion kann der Wolf allerdings erst bei einer flächigen Verbreitung erfüllen.
