VCÖ: Feinstaub- und Stickstoffdioxid Belastung in der Steiermark war im Vorjahr aus Gesundheitssicht zu hoch; IG-L Maßnahmen beibehalten, verstärkte Maßnahmen für saubere Luft umsetzen

Die derzeit geltenden Grenzwerte wurden im Vorjahr eingehalten. Aber aus Gesundheitssicht ist die Luftqualität in der Steiermark noch nicht gut genug, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des Umweltbundesamts zeigt. Die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Richtwerte wurden bei 24 von 29 Stickstoffdioxid-Messstellen und bei acht PM2,5-Feinstaub-Messstellen überschritten. Luftschadstoffe machen krank, verursachen Atemwegs- und Herzkreislauf-Erkrankungen, fördern Diabetes und Neurodermitis, macht Umweltmediziner Hans-Peter Hutter aufmerksam. Deshalb braucht es rasch verstärkte Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität. Die IGL-Tempolimits sind beizubehalten.

“Dank zahlreicher Maßnahmen ist die Luftverschmutzung in der Steiermark in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen. Aber die Belastung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid ist aus Gesundheitssicht nach wie vor zu hoch. Die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Werte werden an den meisten Messstellen überschritten”, fasst VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des Umweltbundesamts zusammen. 

Da die aktuellen Schadstoffgrenzwerte zu hoch sind, wurde in der EU eine Reduktion der Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid beschlossen. Doch diese treten erst im Jahr 2030 in Kraft und sie sind doppelt so hoch wie die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Werte. 

Der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien warnt vor den Gesundheitsschäden durch Schadstoffe: “Autoabgase wie Ultrafeinstaub, Stickstoffdioxid und Co haben es in sich. Schon vor mehr als zehn Jahren wurde Luftverschmutzung als nachweislich krebserregend eingestuft. Neben Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislaufsystems gibt es auch immer mehr Hinweise auf das Gehirn – Stichwort Demenz. Partikel fördern zum Diabetes und Neurodermitis. Leider wurden die Gesundheitsfolgen lange heruntergespielt, etwa die Toxizität von Dieselabgasen und von NO2 geleugnet. Daher gibt es trotz diverser Verbesserungen noch viel Luft nach oben, was Maßnahmen zur Reduktion von Abgasen betrifft.”

In der Steiermark wurde im Vorjahr bei acht Messstellen die PM2,5-Belastung der Luft gemessen. Der ab dem Jahr 2030 geltende EU-Grenzwert wurde an fünf Messstellen überschritten, der aus Gesundheitssicht empfohlene Wert sogar bei allen acht Messstellen, macht der VCÖ aufmerksam. Die österreichweit höchste Belastung gab es in Graz mit einem Jahresmittelwert von rund 16 Mikrogramm PM2,5 Feinstaub pro Kubikmeter Luft bei zwei Messstellen und war damit dreimal so hoch wie aus Gesundheitssicht empfohlen. 

Beim größeren PM10-Feinstaub wurde der ab dem Jahr 2030 geltende Grenzwert für den Jahresmittelwert an elf Messstellen überschritten. Österreichweit am höchsten war diese Belastung in Leoben, vor Graz und Knittelfeld vor sechs weiteren steirischen Messstellen, informiert der VCÖ. Der zweite PM10-Grenzwert betrifft die Anzahl an Überschreitungen des Tagesgrenzwertes, der maximal an 18 Tagen höher als 45 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft sein darf. Dieser Wert wurde in Graz an vier Messstellen überschritten, am häufigsten bei der Messstelle Graz Don Bosco mit 36 Überschreitungen.

Auch die NO2-Stickstoffdioxid-Belastung war im Vorjahr aus Gesundheitssicht an sehr vielen Messstellen zu hoch, nämlich an 24 von 29, macht der VCÖ aufmerksam. Der künftige EU-Grenzwert wurde an drei Messstellen überschritten. Die österreichweit höchste Belastung mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid wurde in Vomp an der A12 gemessen, vor Graz. Stickstoffdioxid kann Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Lungenschäden verursachen. Zudem sind Stickoxide die Vorläufersubstanz von Ozon. Für mehr als die Hälfte der Stickoxid-Belastung ist der Verkehr verantwortlich, insbesondere Dieselabgase. Auch deshalb ist die steuerliche Begünstigung von Diesel endlich abzuschaffen, betont der VCÖ. 

“Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel. Je mehr Schadstoffe in der Luft sind, umso mehr atmen wir ein. Das Risiko schwerer Erkrankungen nimmt vor allem für Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen zu. Umso wichtiger ist es, rasch Maßnahmen zur Reduktion der Schadstoffbelastung umzusetzen. Der Verkehr kann dafür einen großen Beitrag leisten”, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. 

Zentrale Maßnahmen sind die raschere Erhöhung des Anteils von Elektro-Fahrzeugen bei Pkw, Klein-Lkw aber auch bei den Schwerfahrzeugen. Zudem sind Abgasmanipulationen bei Lkw ein verbreitetes Problem, weshalb es verstärkte Kontrollen braucht. Sehr wirksam und kostengünstig sind niedrigere Tempolimits. Umso wichtiger ist es, dass die bestehenden IG-L Tempolimits beibehalten werden, betont der VCÖ. Höheres Tempo erhöht nicht nur den Schadstoffausstoß aus dem Auspuff, sondern auch Reifen- und Bremsabrieb, den auch Elektroautos verursachen. 

Für die Luftqualität in den Städten sind zudem emissionsfreie Lieferzonen sowie die raschere Umstellung von Diesel-Transportern auf Elektro-Antriebe sehr wirksam. Kontraproduktiv dafür ist die von der Bundesregierung geplante Abschaffung der NoVA für Klein-Lkw. Auch alle Maßnahmen, die den Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrrad und das Bilden von Fahrgemeinschaften fördern, tragen wesentlich zur Verbesserung der Luftqualität bei, stellt der VCÖ fest. 

VCÖ: Künftiger EU-Grenzwert für PM2,5 bei fünf von acht steirischen Messtellen überschritten – WHO-Richtwert bei allen Messtellen überschritten (vorläufige Jahresmittelwerte im Jahr 2024)

EU-Grenzwert für PM2,5 ab dem Jahr 2030: Jahresmittelwert 10 Mikrogramm / Kubikmeter Luft

Richtwert der WHO für PM2,5: Jahresmittelwert 5 Mikrogramm / Kubikmeter Luft

Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2025

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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