Eine Beurteilung der Wahlergebnisse in den Gemeinden ist von außen leicht und schnell durchgeführt. Jemanden die Schuld an einer Niederlage zu geben, wird häufig gemacht, dabei übersieht man aber, dass sich vor allem die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten schon jahrelang für das Gemeindewohl eingesetzt haben – und dafür muss man allen, auch den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten, herzlich danken, die viel Zeit und Herzblut in ihr Amt steckten.
Dass die FPÖ nach wie vor Rückenwind hat, ist eigentlich vor der Wahl klar gewesen und hat sich nach der Wahl bestätigt. Dennoch haben sich in den 4 Gemeinden unterschiedliche Trends durchgesetzt:
In Altaussee ist der Dialog Lebenswertes Ausseerland eindeutiger Wahlverlierer, die Oppositionspolitik – vor allem um die Errichtung der Loser Panoramabahn – ist offenbar nicht gut geheißen worden. 2 Mandate wanderten vom Dialog zur ÖVP, damit ist Gerald Loitzl samt Team eindeutiger Wahlgewinner und kann mit absoluter Mehrheit die nächsten 5 Jahre regieren. Unbedankt blieb die (konstruktive) Arbeit der SPÖ Altaussee unter Vizebürgermeister Stefan Pucher, die zwar leichte Gewinne erzielte, aber letztlich den Mandatsstand “nur” halten konnte. Das Thema LKH Bad Aussee oder andere Themen scheinen von der Loser – Panoramabahn überlagert worden zu sein, und die FPÖ hat hier nicht kandidiert.

In Grundlsee hat “Ortskaiser” Franz Steinegger (er regierte schon 5 Jahre mit einer Zweidrittelmehrheit) zwar ein Mandat verloren (ein Minus von 7 Prozent), verfügt aber mit 9 Mandaten nach wie vor über eine satte absolute Mehrheit. Ein Mandat ging an die FPÖ, die nun 2 Mandatare in den Gemeinderat entsendet. Die SPÖ Grundlsee stagniert wie die SPÖ Altaussee bei 4 Mandaten. Wahlgewinner ist eindeutig die FPÖ, die ihren Stimmenanteil praktisch verdoppelt hat – das Thema LKH dürfte entsprechend ausschlaggebend gewesen sein.

In Bad Aussee gab es den erwarteten Erdrutsch für die ÖVP – Langzeitbürgermeister Franz Frosch hat zu große Fußstapfen für seinen Nachfolger Thomas Schönauer (er zeigt sich im ARF – Interview dankbar für 9 Mandate) hinterlassen. Das Jahrhundertprojekt Mittelschule scheint bei den Wählerinnen und Wählern zwar angekommen, aber nicht in entsprechendem Maße gewürdigt worden zu sein.
Das LKH – Thema ist der ÖVP auf alle Fälle auf den Kopf gefallen, die großen Gewinne der FPÖ, die sich bedingungslos für den Erhalt eingesetzt hat, haben sicherlich auch damit zu tun. Die Verluste der SPÖ hielten sich in Grenzen, Robert Margotti zeigt sich im ARF – Interview mit dem Ergebnis zufrieden. Bleiben die Grünen, wo Spitzenkandidat Wolfgang Feldhammer, zusammen mit FPÖ Spitzenkandidat DI Dr. Reinhold Bauer, die Podiumsdiskussion des ARF sehr gut nutzen konnte. Beide Parteien sind die Sieger der Wahl. Wie es nun weiter geht, bleibt offen. Es gibt mehrere Koalitionsvarianten, man hört, dass es Präferenzen für Schwarz-Grün geben soll: Nicht zuletzt arbeiten Feldhammer bzw. Schönauer in derselben Firma in engem beruflichen Kontakt.

Bad Mitterndorf hat nach Meinung vieler einen Überraschungssieger gebracht, Herbert Hansmann von der ÖVP, der sich um 16 Prozentpunkte verbesserte. Wahlsieger ist auch die FPÖ mit einem Plus von 7 Prozent.
Wenn man von Überraschung spricht, dann hat man wohl zu wenig berücksichtigt, dass es bei den letzten Wahlen in Bad Mitterndorf immer wieder starke Wechselbewegungen gegeben hat. In letzter Zeit hat die FPÖ das Geschehen dominiert, was aber bei der Gemeinderatswahl nur zum Teil abgebildet ist. SPÖ Bürgermeister Klaus Neuper (eigentlich Liste Klaus) hat, als er zurückgetreten ist, mit absoluter Mehrheit regiert. Diese Latte erneut zu erreichen, war im Vorfeld schon etwas utopisch, wie SPÖ – Mandatare vor der Wahl meinten. Nun hat Veronika Grill einen guten Wahlkampf geführt, vielleicht war die Zeit, wie sie selbst meinte, für eine Frau als Bürgermeisterin in Bad Mitterndorf noch nicht reif. Zwischen Liezen und Bad Ischl wird es also voraussichtlich nur 2 Bürgermeisterinnen geben.
Herbert Hansmann hat nach Meinung vieler in den letzten Jahren großes Interesse und Engagement gezeigt und seine Chancen genutzt. Kommunikationsfreudig ist er ohnedies – und das dürfte wohl seinen starken Zugewinn auch erklären. Die LKH-Debatte scheint im Hinterberg kommunalpolitisch keine Rolle gespielt zu haben, weil es hier rein geografisch gesehen egal ist, ob man nach Bad Aussee oder Stainach fährt. In Bad Mitterndorf gibt es 3 Koalitionsvarianten, viele meinen, Schwarz/Blau würde kommen.

Fazit: Wir wünschen den alten und neuen Bürgermeistern (auch eine Bürgermeisterin ist noch denkbar) alles Gute und wünschen uns für die nächsten Jahre “Volldampf” für unsere Region, wenngleich die aktuelle wirtschaftliche Lage Österreichs derzeit keine großen Sprünge zulassen wird.
Rainer Hilbrand