Vor den Vorhang: Unternehmer der Woche ist Wolfgang Laserer, Gemeinschaftspraxis Dr. Laserer

Das Ausseer Regionalfernsehen setzt die Serie mit dem Titel “UnternehmerIn der Woche” fort. Viele Personen kennen zwar die Betriebe, die von diesen Persönlichkeiten geführt werden, aber nicht unbedingt Näheres zu ihrem Werdegang und zu ihren Werthaltungen.

Diesmal stellen wirWolfgang Laserer vor, der in Bad Aussee das Unternehmen Gemeinschaftspraxis Dr. Laserer leitet. 

1. Kannst du deinen bisherigen Lebensweg kurz darstellen?

Nach abgeschlossener Matura im BORG Bad Aussee absolvierte ich den Lehrberuf zum Zahntechniker bei dem zahntechnischen Labor BIOSS in Kassel. Später arbeitete ich für den Meisterbetrieb Baierl und Ell in München. Nach der Gesellenprüfung und erworbener Berufspraxis begann mein Studium der Zahnmedizin an der renommierten Universität Heidelberg, welches ich 2015 mit dem in Deutschland üblichen akademischen Grad „Zahnarzt“ mit Auszeichnung abschloss. Im Gegensatz zu Österreich, wo man das Medizinstudium mit dem Doktortitel beendet, ist international eine Dissertation notwendig. Dazu forschte ich aktiv berufsbegleitend sieben Jahre an der Universität Heidelberg und erlangte 2020 den Doktor der Zahnmedizin “cum laude”. Die Verbundenheit zu meiner Heimat brachte mich zurück ins Ausseerland. So arbeitete ich als Vertretungsarzt bei Kollegen im Salzkammergut und eröffnete anschließend die eigene Wahlarztpraxis in Bad Aussee, als Bestandteil der Gemeinschaftspraxis Laserer. Im Jahr 2023 erfolgte schließlich der Umstieg zur Kassenarztpraxis. Neben dem Beruf bin ich aktiver Spitzensportler und Teil der österreichischen Nationalmannschaft im Vollkontakt-Kampfsport “Medival Combat”. Zu meinen größten sportlichen Erfolgen zählt die Qualifikation für die IMCF-Weltmeisterschaft 2024 in Mexiko und einen Weltranglistenplatz unter den Top 16 Kämpfern im Langschwert sowie Platz 4 im 16 vs 16 Buhurt Gruppenkampf.

2. Wie groß ist euer Betrieb?

Das Team der Gemeinschaftspraxis Dr. Laserer umfasst 2 Ärzte und 12 Mitarbeiter.


3. Was ist deine Motivation, Unternehmer zu werden, gewesen?

So lange ich mich erinnern kann, hegte ich den Wunsch ,Zahnarzt zu werden. Arzt zu sein ist kein Beruf, sondern vielmehr eine Berufung. Man sieht sich keineswegs als Unternehmer, vielmehr stellt man sein Leben in den Dienst der Menschlichkeit. Natürlich erfordert das selbstständige Führen einer Praxis trotzdem ökonomische Qualitäten.

Die Freude am Beruf des Zahnarztes begleitet unsere Familie schon seit Generationen und ist heute gewissermaßen schon zu einer Familientradition geworden: Bereits ab 1896 betrieb unser Ur-Ur-Großvater, Dr. Max v. Radinger, in Salzburg eine Zahnarztpraxis. Seine Enkelin heiratete unseren Großvater, Dentist Walter Laserer, der eine Praxis in Gmunden führte. Dessen Sohn, Dr. Wolfgang Laserer, MSc., gründete 1985 die bestehende Praxis in Bad Aussee. Seit 2010 führt er diese mit seinem Sohn, Dr. Michael E. K. Laserer, MSc., als Gemeinschaftspraxis. 2016 kam auch Zahnarzt Dr. Wolfgang Anton Laserer hinzu. Die beiden Brüder sind somit Zahnmediziner in 5. Generation.


4. Welche Eigenschaften muss deiner Meinung nach ein Unternehmer haben?

Die wichtigsten Eigenschaften eines Unternehmers sind mit Sicherheit: Kreativität, Leidenschaft, Hingabe, Durchhaltevermögen, Selbstvertrauen und Belastbarkeit.

Zusätzlich kommt als Arzt ein hohes Maß an Empathie, Verantwortungsbewusstsein, Fürsorglichkeit und Idealismus hinzu.


5. Was sind deine wichtigsten unternehmerischen Entscheidungen gewesen?

Für mich war nach der abgeschlossenen Lehre zum Zahntechniker und meiner Arbeitstätigkeit der wohl wichtigste Schritt, das Studium zur Zahnmedizin zu beginnen und schließlich meine eigene Praxis zu eröffnen. Das Angestelltenverhältnis lag mir nie so.

6. Was kommt in Zukunft auf deine Branche zu? Welche Entwicklungen siehst du?

Leider sehen wir uns schon seit geraumer Zeit mit einem massiven Ärzte- und Fachkräftemangel konfrontiert. Den Bezirk Liezen trifft gerade eine massive Pensionierungswelle unter den zahnärztlichen Kollegen. Die Kassenversorgung ist in mehreren Regionen akut gefährdet. Auch uns stellt das vor große Herausforderungen. Selbstverständlich möchte man als Arzt jeden Patienten eine optimale Versorgung bieten. Wir stoßen hier aber immer mehr an Grenzen.

Zusätzlich sehen wir unsere Branche mit einer zunehmenden und oftmals unnötigen Bürokratisierung konfrontiert: Immer mehr Kontrollen von Seiten des Staates nehmen den freien Arzt in den Würgegriff.  Daraus resultieren ständige und teure Geräteüberprüfungen und überbordende Dokumentationspflichten. Im Grunde erschöpft dies aber nur zusätzlich die wichtigste Ressource: Zeit für die Versorgung unserer Patienten.


7. Was soll der Staat an Rahmenbedingungen verändern?

Wir benötigen akut eine zielgerichtete Gesundheitsreform in Österreich in allen medizinischen Fachbereichen. Um die zukünftigen Herausforderungen gemeinsam meistern zu können, müssen dringend mehr Ärzte und mehr medizinisches Fachpersonal ausgebildet und in Österreich gehalten werden. Angemessene Honorierung und Förderungen sind hier Stellschrauben. Der österreichische zahnärztliche Kassenvertrag stammt in den Grundzügen aus dem Jahr 1957 und wurde niemals großartig verändert. In der Zahnheilkunde besteht daher in Österreich eine absolute Schieflage, die total defizitäre Basisversorgung der Sozialmedizin wird durch zu teurer Prothetik- und Implantat- Versorgung querfinanziert. Angemessene Medizin muss für jeden Patienten leistbar bleiben! Zudem sollte mehr Geld in die medizinische Vorsorge fließen.

Die Zusammenlegung der Krankenkassen durch die Politik war ein Fehlschlag. Die Kosten sind sogar gestiegen. Besser wäre ein Schritt Richtung Selbstverantwortung: Freie Kassenwahl für alle Bürger bei Kontrahierungspflicht der Kassen. Der Bürger bezahlt selbst seine Rechnung und holt sich den Rückersatz, so erhält er Kostenüberblick und Transparenz. Im Gegensatz zum derzeitigen System wird so der gesundheitsbewusste Patient belohnt.

Zudem sehen wir uns mit einer politischen Einflussnahme zugunsten der kapitalistischen Großkonzerne konfrontiert. Durch das Gesundheitsministerium wurde die Sozialpartnerschaft mit den Ärzten aufgekündigt und unsere Vertretung Großteils entmachtet. Es geht um die Mitsprache bei der Errichtung von Ambulatorien und Kassenplanstellen. Hintergrund: In der EU gibt es meist große Ketten von Hunderten von Praxen und Ambulatorien. Diese gehören Großkonzernen und medizinfremden Aktiengesellschaften.  Sie werden in Gunstlagen errichtet, sind rein gewinnorientiert und hebeln die Sozialmedizin besonders in ländlichen Gebieten aus.

Bildrechte: Christine Struz Lebensbilder
Bildrechte: Christine Struz Lebensbilder
Bildrechte: Christine Struz Lebensbilder

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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