Der in Niederösterreich für die Landes- und Universitätskliniken zuständige Landesrat Ludwig Schleritzko und sein steirischer Amtskollege Karlheinz Kornhäusl trafen sich am heutigen Montag (28.10.2024) zu einem länderübergreifenden Austausch in Graz. Im Fokus des Termins standen der Ausbau der Gesundheitszentren sowie notwendige Maßnahmen auf Bundesebene, insbesondere zur Stärkung des niedergelassenen Bereichs, um die Spitäler zu entlasten.
„Egal wo jemand lebt, die Gesundheitsversorgung darf keinen Unterschied machen”, betont der steirische Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl anlässlich des Treffens mit seinem niederösterreichischen Amtskollegen Ludwig Schleritzko in Graz. Im Zentrum des Besuchs standen die Initiativen der beiden Länder zum Ausbau der Gesundheitszentren (Primärversorgungseinheiten – PVE). Gesprächsthema waren aber auch Maßnahmen, die die neue Bundesregierung im Gesundheitsbereich umsetzen muss. Schleritzko und Kornhäusl fordern etwa die Ausweitung der Gesundheitszentren um weitere Disziplinen – insbesondere Frauen- und Zahngesundheitszentren sollten durch eine Gesetzesnovelle möglich werden. Zentrale Forderungen der beiden Länder sind auch eine Erhöhung der Medizin-Studienplätze sowie ein bundeseinheitlicher Kassenvertrag. „Alle Experten und Verantwortlichen sind sich einig: Der niedergelassene Bereich muss gestärkt werden um unsere Spitäler zu entlasten und den Menschen eine wohnortnahe Versorgung zu garantieren. Jetzt müssen den Worten auch Taten folgen”, so Landesrat Schleritzko.
Niedergelassenen Bereich stärken – Spitäler entlasten
Um die Spitalsambulanzen zu entlasten, wollen die beiden Landesräte eine Stärkung des niedergelassenen Bereichs. Potential dafür bietet der Ausbau der Gesundheitszentren, die das Angebot der Haus- und Fachärzte ergänzen. Sie bieten insbesondere für junge Ärztinnen und Ärzte, die gerne in Teams arbeiten eine Alternative zur Einzelordination. In der Steiermark werden bis zum Jahresbeginn bereits rund 20 Gesundheitszentren, darunter ein Kinder-Gesundheitszentrum in Betrieb sein. Weitere zehn sind bereits beschlossen. Gemeinsam besuchten Schleritzko und Kornhäusl das Gesundheitszentrum Graz-Reininghaus. Dort bietet ein Team ein breites Spektrum an medizinischen Leistungen an. Durch die Bündelung verschiedener Gesundheits- und Sozialbereiche unter einem Dach wird für kurze Wege, unkomplizierte Lösungen und flexible Behandlungsmöglichkeiten gesorgt. Ergänzend dazu braucht es mehr Kassenstellen und attraktivere Verträge, wie Kornhäusl ausführt: „Ich will, dass alle Steirerinnen und Steirer rascher zu Terminen und schneller zu Behandlungen kommen. Das geht nur mit einem starken und attraktiven niedergelassenen Bereich. Es braucht dringend einen bundeseinheitlichen Kassenvertrag, damit es für die Ärztinnen und Ärzte wieder attraktiv wird, als Kassen- statt als Wahlarzt zu arbeiten.” Das sieht man auch in Niederösterreich so: „Die Spitalsambulanzen stehen unter großem Druck, weil der niedergelassene Bereich nicht so funktioniert, wie er sollte. Das muss sich dringend ändern. Deshalb braucht es hier auch ein besonderes Augenmerk der nächsten Bundesregierung: Bundeseinheitliche, attraktive Kassenverträge, damit verbunden die Besetzung offener Kassenstellen und der Ausbau von Primärversorgungszentren in allen Formen sind wichtige Schritte, um unsere Spitäler zu entlasten”.
Mehr Studienplätze für Medizin
Der Bedarf an Ärzten wird aufgrund der demografischen Entwicklungen in Zukunft noch weiter steigen. Daher soll die Zahl der Studienplätze österreichweit moderat und unter Berücksichtigung der Kapazitäten der Universitäten aufgestockt werden. ”Es kann und darf nicht sein, dass wir händeringend nach Ärztinnen und Ärzten suchen und jedes Jahr tausende junge Menschen keinen Studienplatz bekommen. Es braucht mehr Studienplätze und ein fixes Kontingent für jedes Bundesland!”, mahnt Kornhäusl von der zukünftigen Bundesregierung Reformen ein. Das in diesem Jahr eingeführte System der gewidmeten Studienplätze hat sich nicht bewährt, weshalb Niederösterreich und die Steiermark fixe Studienplatz-Kontingente fordern, die von den Ländern für die öffentliche Gesundheitsversorgung an jene Studienanfänger vergeben kann, die sich im Gegenzug verpflichten nach dem Studium eine gewisse Zeit im jeweiligen Bundesland zu arbeiten. „Eine hohe Pensionierungswelle die ansteht und die zeitgleich hohe Teilzeitquote in unseren Kliniken stellen uns vor große Herausforderungen. Wir werden in Zukunft mehr Ärzte brauchen, deshalb müssen wir die Zahl der Ausbildungsplätze erhöhen. Die Rechnung wie wir sie bisher angewandt haben geht einfach nicht mehr auf. Zudem muss sich die Bundesregierung Gedanken machen, wie wir ‚Numerus-Clausus Studierende‘ aus Deutschland entweder im Land halten oder die Aufnahmekriterien angleichen. Die öffentliche Hand – und damit der Steuerzahler – zahlt bis zu 500.000 Euro pro Medizinstudierenden, da ist es doch klar, dass die angehenden Ärztinnen und Ärzte auch eine gewisse Zeit dem öffentlichen Gesundheitssystem zur Verfügung stehen”, so Schleritzko abschließend.