Das Ausseer Regionalfernsehen setzt die Serie mit dem Titel “UnternehmerIn der Woche” fort. Viele Personen kennen zwar die Betriebe, die von diesen Persönlichkeiten geführt werden, aber nicht unbedingt Näheres zu ihrem Werdegang und zu ihren Werthaltungen.
Diesmal stellen wir Karin Wilpernig vor, die im Gallhof den Gasthof Staud´nwirt leitet.
1. Kannst du deinen bisherigen Lebensweg kurz darstellen?
Ich bin in Bad Aussee geboren und aufgewachsen. Die Volks- und Hauptschule besuchte ich in Bad Aussee, dann absolvierte ich die Tourismusschule in Bad Ischl. Während der Ausbildung führten mich meine Praxisstellen u. a. nach Irdning ins Schlosshotel Pichlarn, nach Linz zum Hofwirt und in die Kurverwaltung in Bad Aussee. Nach dem Schulabschluss leitete ich eine Sommersaison das Informationsbüro in Grundlsee. Den Winter verbrachte ich in Zürs im Hotel Mara, wo ich als Rezeptionistin arbeitete. Im Winter darauf führte mich mein Weg nach Australien, wo ich im Hotel Menzies at Rialto in Melbourne als Servicekraft einige Wochen arbeiten durfte. Nach einer mehrmonatigen Australien-Rundtour kehrte ich in die Heimat zurück, woraufhin ich am 1.1.1991 den Betrieb Gasthof Staud´nwirt von meiner Mutter übernahm. Neben dem Betrieb, welcher immer wieder umgebaut und erneuert wurde, gründete ich mit Rupert eine Familie. Unsere Töchter Nicole (31) und Sabrina (29) arbeiten im Gasthof mit und gemeinsam bringen wir heuer das „151 Jahr. Staud´nwirt„, welcher immer im Familienbesitz war, hinter uns.
Zusätzlich leitete ich einige Jahre das Stadtmarketing Bad Aussee, war 14 Jahre im Gemeinderat und bin seit vielen Jahren Mitglied der Tourismuskommission, seit einigen Jahren auch Finanzreferentin.
2. Wie groß ist euer Betrieb?
Unser Gasthof beinhaltet 14 Fremdenzimmer, ein Restaurant mit 80 Sitzplätzen, im Sommer einen Gastgarten mit 60 Sitzplätzen, einen Campingplatz mit 30 Stellplätzen. Dazu vermieten wir in Grundlsee 2 Ferienhäuser mit zehn bzw. sechs Betten und am Lahngangsee haben wir die Hütte sowie die Fischerei gepachtet. Hier können wir von Anfang Juli bis Mitte September geführte Fischertouren für bis zu vier Personen anbieten.
Wir beschäftigen zwischen acht und 12 Mitarbeiter/innen. Diese kommen aus aller Welt (Österreich, Deutschland, Ungarn, Rumänien sowie Saisonarbeitskräfte aus Thailand und der Ukraine) woraus sich ein sehr gutes Team ergibt.
3. Was ist deine Motivation, Unternehmer zu werden, gewesen?
Nachdem meine Mutter den Betrieb in 3. Generation führte und meine älteren Brüder kein Interesse daran zeigten, gab es für mich keine andere Option als den alteingesessenen Betrieb weiterzuführen.Die anfallenden und abwechslungsreichen Arbeiten sowie der Umgang mit den Gästen aus aller Welt machen immer noch viel Freude.
4. Welche Eigenschaften muss deiner Meinung nach ein Unternehmer haben?
Meines Erachtens braucht es Mut, Durchhaltevermögen und Verlässlichkeit, wirtschaftliches Denken, fachliche Kompetenz und Aufgeschlossenheit Neuem gegenüber.
5. Was sind deine wichtigsten unternehmerischen Entscheidungen gewesen?
Wir haben den Betrieb inzwischen komplett erneuert. Der letzte große Umbau war die komplette Renovierung unserer Küche vor vier Jahren. Heuer kommt der nächste größere Umbau der sanitären Anlagen im Restaurantbereich. Die Entscheidungen für die Umbauten wurden im Hinblick auf die Zukunft gemacht. Ohne die Aussicht auf eine Weiterführung des Betriebs wären die Verbesserungen nicht in diesem Ausmaß erfolgt.
6. Was kommt in Zukunft auf deine Branche zu? Welche Entwicklungen siehst du?
Die Gäste legen vermehrt Wert auf eine intakte Umwelt. Dies ist eine große Chance für das Ausseerland. Derzeit gehen wir in die richtige Richtung und ich hoffe, dass der Aufwärtstrend, welchen wir zur Zeit verspüren, auch weiterhin anhält. Ein ganz wichtiger Punkt ist auch die erträgliche Temperatur im Sommer sowie ein persönliches Sicherheitsgefühl.
7. Was soll der Staat an Rahmenbedingungen verändern?
Betriebsübernahmen sind sehr schwierig, da die Behörden oft sehr große Investitionen verlangen. Der Hotelbetrieb ist ohnehin sehr zeitintensiv und verlangt Arbeitszeiten, wo andere frei haben. Wenn sich jemand dazu entschließt, dies in Kauf zu nehmen, soll er nicht auch noch Prügel von den Behörden bekommen. So macht man das Gasthaussterben unausweichlich.