VCÖ: Einhaltung von Tempolimits durch Tempokontrollen und Straßengestaltung sicherstellen
VCÖ (Wien, 8. November 2024) – 28 Todesopfer, 217 schwer Verletzte und 741 leicht Verletzte – das ist die Opferbilanz von Verkehrsunfällen in der Steiermark, die im Vorjahr wegen nicht angepasster Geschwindigkeit verursacht wurden, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Die größte Opfergruppe bei Verkehrsunfällen in Folge von zu hohem Tempo waren Pkw-Insassen. Die Exekutive hat in der Steiermark im Vorjahr mehr als 743.000 Übertretungen von Tempolimits geahndet. Die Einhaltung von Tempolimits hängt von mehreren Faktoren ab, wie der Anzahl der Kontrollen und auch von der Straßengestaltung, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.
15 Prozent der Unfallopfer des Vorjahres verunglückten bei Verkehrsunfällen wegen nicht angepasster Geschwindigkeit, bei den tödlichen Unfällen war der Anteil von zu hohem Tempo als Unfallursache mit 35 Prozent mehr als doppelt so hoch. “Da die kinetische Energie zum Quadrat mit der Geschwindigkeit steigt, ist die Geschwindigkeit ein zentraler Faktor für die Verkehrssicherheit. Niedrigeres Tempo bedeutet einen kürzeren Anhalteweg, reduziert sowohl das Unfallrisiko als auch bei einer Kollision die Unfallschwere”, erläutert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit ist in Erinnerung zu rufen, dass das Tempo entsprechend anzupassen ist und auf Sicht zu fahren ist.
Zu hohes Tempo ist auf Österreichs Straßen ein Problem, auch in der Steiermark. Das zeigen sowohl die Unfallstatistik als auch die Bilanz der Polizei. Im Vorjahr wurden in der Steiermark 743.878 Geschwindigkeitsüberschreitungen angezeigt bzw. als Organstrafverfügungen geahndet. Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt, dass Verkehrsunfälle in der Steiermark aufgrund von nicht angepasster Geschwindigkeit 986 Unfallopfer forderte, davon wurden 28 tödlich verletzt, 217 schwer verletzt und 741 leicht verletzt. 32 Prozent wurden im Ortsgebiet verletzt, 61 Prozent auf Freilandstraßen und sieben Prozent auf Autobahnen und Schnellstraßen.
477 der 986 Unfallopfer waren Pkw-Insassen, die damit die größte Opfergruppe waren. Den höchsten Anteil hatte die Ursache zu hohes Tempo aber bei Unfällen von Motorrädern. 155 Motorradfahrer wurden dadurch verletzt, das waren 24 Prozent der verunglückten Motorradfahrer, bei den tödlichen Motorradunfällen war sogar bei 61 Prozent nicht angepasste Geschwindigkeit die Ursache, so ein weiteres Ergebnis der VCÖ-Analyse. Die Hälfte dieser tödlichen Motorradunfälle und rund zwei Drittel aller Motorradunfälle wegen nicht angepasster Geschwindigkeit waren Alleinunfälle. Der Rest waren Kollisionen mit anderen Fahrzeugen, die zum Teil auch der Unfallverursacher waren.
“Um die Anzahl der Verkehrsunfälle wegen zu hoher Geschwindigkeit insgesamt zu reduzieren, ist auf mehreren Ebenen anzusetzen”, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Mit mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet sowie mehr Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen kann viel menschliches Leid verhindert werden.
Zudem ist das Bewusstsein, dass Tempolimits einzuhalten sind, zu schärfen. Die in Österreich zum Teil sehr hohen Toleranzgrenzen beim Überschreiten von Tempolimits sind dafür kontraproduktiv. So wird beispielsweise bei Tempolimit 50 in der Schweiz landesweit ab 56 km/h gestraft, in Österreich fehlt eine einheitliche Regelung. Die Behörden haben einen großen Ermessensspielraum, welcher dazu führt, dass teilweise in Tempo 50 Zonen erst ab 66 km/h gestraft wird. Das trägt dazu bei, dass das Überschreiten von Tempolimits von einigen als Kavaliersdelikt betrachtet wird. Aber, schneller als erlaubt fahren bedeutet einen längeren Anhalteweg. Und es gibt genug Situationen im Straßenverkehr, wo einzelne Meter darüber entscheiden, ob es zu einem Unfall kommt, oder nicht.
“Wo Tempolimits eingehalten werden, sorgt dies für mehr Verkehrssicherheit. Im Ortsgebiet profitieren von der Einhaltung der Tempolimits ganz besonders die Schwächsten im Verkehr, wie ältere Menschen und Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind”, erinnert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.
Einen wichtigen Beitrag für die Verkehrssicherheit leisten die Tempokontrollen der Exekutive. Darüber hinaus hat auch die Straßengestaltung einen großen Einfluss, ob Tempolimits eingehalten werden oder nicht. Straßen sollen nicht zum zu schnellen Fahren einladen, betont der VCÖ. Das bedeutet nicht nur den Rückbau von Raserstrecken, sondern auch, dass die Straßengestaltung im Ortsgebiet die Einhaltung des jeweiligen Tempolimits unterstützen sollte.
VCÖ-Factsheet: Was es braucht, damit Tempolimits eingehalten werden – http://www.vcoe.at