Schladming: Mit innovativen Ideen zu mehr Nachhaltigkeit im Tourismus

Es ist keine neue Erkenntnis, dass in Sachen Nachhaltigkeit auch und gerade die Tourismusbranche vor großen Herausforderungen steht. Die zentrale Frage lautet: Wie kann es gelingen, wirtschaftliches Wachstum mit ökologischer Verantwortung in Einklang zu bringen? Es braucht effektive Maßnahmen, um die Umweltbelastung zu reduzieren und gleichzeitig die Attraktivität von Reisezielen weiterhin zu erhalten. 

In der großen österreichischen Urlaubsregion Schladming-Dachstein wurden insbesondere von den Betreibergesellschaften der verschiedenen Bergbahnen bereits mehrere ökologische Projekte realisiert. Dazu gehören unter anderem der stetige Ausbau von Photovoltaik-Anlagen, die CO2-Reduktion durch den vermehrten Einsatz alternativer Treibstoffe für Fahrzeuge und Pistengeräte, die Beweidung von Pistenflächen durch Schafe sowie innovative Konzepte im Bereich der Mobilität.

“Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Verpflichtung”

Schladming-Dachstein zählt mit 3,9 Millionen Nächtigungen pro Jahr zu den fünf größten Destinationen Österreichs. “Wir haben schon vor Jahren erkannt, dass Nachhaltigkeit im Tourismus für uns kein Trend, sondern eine Verpflichtung ist. Daher haben wir uns zum Ziel gesetzt, dauerhaft umweltfreundliche Initiativen zu realisieren, um unseren Gästen authentische und verantwortungsbewusste Urlaubserlebnisse zu bieten”, erklärt Andreas Keinprecht, Vorsitzender im Tourismusverband (TVB) Schladming-Dachstein. “Wir müssen als Tourismusregion Verantwortung für die Menschen in der Region, für die Natur als Lebensgrundlage und für einen zukunftsfähigen Wirtschaftsraum übernehmen.” 

Planai-Hochwurzen-Bahnen mit ehrgeizigem Ziel

In einer alpinen Destination wie Schladming-Dachstein spielen natürlich die Bergbahnen eine besonders wichtige Rolle. Die Planai-Hochwurzen-Bahnen haben sich ein besonders ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2029 will das Unternehmen zu 16 Prozent energieautark sein. Das bedeutet, dass ein Sechstel des benötigten Bedarfs aus erneuerbaren Energien stammen soll. Um dies zu erreichen, verfolgt das Unternehmen verschiedene Strategien und setzt auf Technologien wie den kontinuierlichen Ausbau von Photovoltaik-Anlagen. Herausragende Beispiele dafür sind die Anlage auf dem Dach der Hauptseilbahn-Talstation sowie die innovative Fassadenverkleidung der Bergstation “Energiekristall” am Gipfel des Dachstein, die 80 Prozent des gesamt benötigten Stroms mit Sonnenenergie abdeckt.

Treibstoff aus pflanzlichen und tierischen Fettabfällen statt Diesel 

Einen weiteren visionären Schritt gingen das Unternehmen, indem es als einer der ersten Seilbahnbetriebe österreichweit auf den großflächigen Einsatz von organischem Treibstoff setzt. Alle Pistengeräte auf der Planai, Hochwurzen und am Galsterberg, die gesamte Firmenfahrzeugflotte des Unternehmens sowie geeignete Fahrzeuge aus der Planai Busflotte wurden auf den Betrieb mit dem palmölfreien Treibstoff „HVO100″ – hergestellt aus pflanzlichen und tierischen Fettabfällen – umgestellt. Das Ergebnis ist sensationell: “Der Emissionsausstoß konnte mit dem hydrierten Pflanzenöl im Vergleich zum Einsatz von herkömmlichem Diesel um rund 90 Prozent reduziert werden, ohne dabei an Effektivität zu verlieren”, so Planai-Geschäftsführer Georg Bliem. 

Riesneralm: Gesamte Beschneiungsanlage mit Ökostrom betrieben

Die Riesneralm zeichnet sich ebenfalls durch ein einzigartiges Konzept der Energieversorgung aus, das sie zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit im europäischen Skitourismus macht. Im Gegensatz zu anderen Skigebieten, die auf externe Stromquellen oder zusätzliche Speicherteiche für die Beschneiung angewiesen sind, hat die Riesneralm eine innovative Lösung entwickelt: Die Beschneiungsanlage ist direkt an ein eigenes Wasserkraftwerk angeschlossen. Dieses europaweit einzigartige Konzept ermöglicht es den Betreibern, 100 Prozent Ökostrom aus eigener Wasserkraft zu erzeugen. Das Wasserkraftwerk produziert mit Wasser aus dem Donnersbach rund 6,2 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr – mehr als doppelt so viel, wie das gesamte Skigebiet für Liftbetrieb, Gastronomie und Beschneiung benötigt. Der Überschuss wird ins öffentliche Netz eingespeist und reicht aus, um über 850 Haushalte mit grünem Strom zu versorgen. Für die Umsetzung der Projekte wurde die Riesneralm beim “Primus”, dem großen Preis der steirischen Wirtschaft, in der Rubrik „Gelebte Nachhaltigkeit” ausgezeichnet.

Hauser Kaibling: Schafe statt schwerer Maschinen und Geräte

Wie ökologische und ökonomische Interessen im Tourismus in Einklang gebracht werden können, zeigt schließlich auch eine Idee am Hauser Kaibling: Auf dem Skiberg setzt man seit mehreren Jahren im Sommer auf Schafe statt Maschinen zur Pflege der Pisten und Almwiesen. Die Beweidung der Flächen durch eine Schafherde bringt sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile mit sich. Durch den Einsatz der Schafe wird der Bedarf an schweren Maschinen und Geräten reduziert, was den ökologischen Fußabdruck deutlich verringert. Die Schafe tragen zum Erhalt der Alm- und Pistenlandschaft bei und symbolisieren gleichzeitig nachhaltigen Tourismus und Umweltschutz. Dieser Ansatz zeigt, wie Mensch und Tier in Harmonie zusammenarbeiten können, um die Umwelt zu schützen und Ressourcen zu schonen.

Mehr als nur ökologische Maßnahmen: Region setzt auch sozial nachhaltige Projekte um

“Neben umweltfreundlichen Initiativen setzen wir in Schladming-Dachstein aber auch auf soziale Projekte”, betont TVB-Vorsitzender Keinprecht. “Dazu gehören unter anderem die Vernetzung von Landwirtschaft und Direktvermarktern mit heimischen Gastronomiebetrieben, die Förderung der Mitarbeiterbindung sowie neue Vorhaben wie das Projekt ‘Senior Talents’, das erfahrene Arbeitskräfte stärker einbinden soll. Ab Jänner 2025 starten wir einen breit angelegten, strukturierten und von Experten begleiteten Nachhaltigkeitsprozess. Unser Ziel ist es, bestehende Maßnahmen gezielt weiterzuentwickeln und neue Ideen zu definieren, die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Ansprüchen gleichermaßen gerecht werden.” 

Die innovative Fassadenverkleidung der Bergstation “Energiekristall” am Gipfel des Dachsteins deckt 80 Prozent des gesamt benötigten Stroms mit Sonnenenergie ab.
Bildquelle: Harald Steiner

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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