100 Maßnahmen für mehr Wettbewerbsfähigkeit: Mit diesem Forderungskatalog der WKO Steiermark wurde das Wirtschaftsjahr in der Region nun offiziell beim „Impulstalk“ in Gröbming eingeläutet. „Eine Reform der Haltung“ steht an der Spitze des Maßnahmenpakets, das WKO Präsident Josef Herk lokalen Unternehmern vorgestellt hat. Den Fachkräftemangel will man in der Region auch mit internationalen Maßnahmen bekämpfen.
Gröbming. Von der Sanierung des Landeshaushalts über beschleunigte Behördenverfahren bis hin zu wirtschaftsverträglichen Stromnetztarifen: Auf 60 Seiten und sieben Kapiteln fasst die Wirtschaftskammer zusammen, „wie die Steiermark ein unternehmerisches Land bleibt“ – so der Titel des Zukunftsprogramms, das beim „Impulstalk“ der WKO Regionalstelle Ennstal/Salzkammergut in Gröbming den lokalen Unternehmern vorgestellt wurde. Grundvoraussetzung für die Umsetzung des Programms laut WKO Steiermark Präsident Josef Herk: „Wir brauchen eine Reform der Haltung, erst dann werden andere Reformen möglich. Eine neue Haltung, die Selbständigkeit und Eigenverantwortung fördert. Die Leistung in den Mittelpunkt stellt und nicht die Forderung. Eine Haltung, die für etwas brennt, anstatt über alles zu jammern.“ Stattdessen habe die Politik bislang „ein System geschaffen, das systematisch jene Eigenschaften zerstört, die eine erfolgreiche Wirtschaft und Gesellschaft ausmachen: Nämlich Eigenverantwortung, selbständiges Denken, Mut zum Risiko und Freude an Innovation. Mit jeder neuen Vorschrift, die in diesem System entsteht, entmündigen wir die Menschen ein Stück mehr“, erklärt der WKO Steiermark Präsident. Ob Steuerreform, Pensionsreform oder Gesundheitsreform – alles sei dringend notwendig. Aber in der Umsetzung nicht möglich ohne entsprechende Haltungsänderung. Er fordert daher: „Brennen wir gemeinsam für unsere Heimat, die so reich an Talenten und so groß an Potential ist. Glauben wir an diesen Standort und packen wir’s alle zusammen an: Für die Steiermark und ihre Menschen. Gemeinsam haben wir noch jede Herausforderung geschafft. Das werden wir auch dieses Mal, davon bin ich zutiefst überzeugt“, zeigt sich Herk optimistisch.
Vorstoß gegen regionalen Fachkräftemangel
„Unser Bezirk, der größte Österreichs, lebt vom Tourismus und der Vielfalt seiner drei Erlebnisregionen – Dachstein-Schladming, Ausseerland und Gesäuse. Der Tourismus wirkt als Wirtschaftsmotor, der zahlreiche Branchen wie das Bau- und Baunebengewerbe stärkt“, beschreibt WKO Regionalstellenobmann Egon Hierzegger die Region aus wirtschaftlicher Perspektive. Regionalstellenleiter Christian Hollinger erklärt: „Neben dem Tourismus zeichnet sich unsere Region auch durch eine starke industrielle Basis sowie einen vielseitigen Handel und ein dynamisches Gewerbe aus. Diese bunte und gesunde Mischung bildet das Rückgrat der regionalen Wirtschaft und sorgt für Stabilität und Vielfalt. Besonders in herausfordernden wirtschaftspolitischen Zeiten zeigt sich dieser Wert.“ Aktuell mehr denn je, immerhin würden die Unternehmen durchaus unter großem Druck stehen, sagt Obmann Hierzegger.
Neben den zuletzt stark gestiegenen Lohn- und Gehaltskosten sei in der Region nach wie vor der Fachkräftemangel ein drängendes Thema, wird beim „Impulstalk“ durch das Führungsduo bestätigt. „Einerseits macht die demografische Entwicklung deutlich, dass die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte schlicht nicht ausreicht, um die hohe Nachfrage nach qualifiziertem Personal zu decken. Andererseits führt der gesellschaftliche Wandel hin zu einer stärkeren Work-Life-Balance dazu, dass viele Menschen weniger Stunden arbeiten möchten, was den Bedarf an Arbeitskräften zusätzlich erhöht“, sagt Hierzegger. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, würde „der gezielte Zuzug qualifizierter Fachkräfte unumgänglich sein“, so der Regionalstellenobmann. Sein Zugang: „Besonders im Tourismus gibt es großes Potenzial für einen saisonalen Austausch mit Ländern wie Australien oder Neuseeland. Diese Regionen erleben ihre Sommersaison, während bei uns der Winter Hochbetrieb hat.“ Dadurch würden sich spannende Synergien ergeben, ist Hierzegger überzeugt: „Spezialisierte Fachkräfte, etwa für Beschneiung, Pistengeräte oder die Gastronomie, könnten in einem gesunden Austausch zwischen den Saisonen pendeln. Skigebietsmitarbeiter, die bei uns im Winter tätig sind, könnten im Sommer in Hotels oder Resorts in Australien und Neuseeland eingesetzt werden.“ Sein Appell: „Wir müssen den qualifizierten Zuzug stärken. Die demografische Entwicklung in Österreich und der EU zeigt klar, dass wir ohne gezielten Zuzug unsere Wirtschaftsleistung nicht aufrechterhalten können.“
Hohe Potenziale
Auch an anderen Stellen gebe es Verbesserungspotenzial, zeigen die Videostatements von Unternehmern im Zuge des Impulstalks auf: Hotelier Gerhard Höflehner vom gleichnamigen Natur- und Wellnesshotel fordert etwa den Abbau von Bürokratie, Autohaus Laimer-Geschäftsführer Robert Engstler appelliert für eine Vereinfachung der politischen Systeme ein und MFL-Geschäftsführer Herbert Decker drängt unter anderem auf den Abbau von Lohnnebenkosten. Dies bestätigt auch die Gebrüder Jaeger Geschäftsführerin Silke Grüsser, gerade im internationalen Bereich ist der Druck enorm und fordert uns als Wirtschaftsstandort. Auch die Kommunen sind gefordert und stellen sich den Herausforderungen bestätigt Bgm. Herbert Gugganig, auch wenn es nicht einfacher wird.
Bildhinweis: Foto Fischer