Österreichs größter Gletscher, die Pasterze am Fuße des Großglockners, wird von der GeoSphere Austria regelmäßig vermessen und verliert durchschnittlich ein bis zwei Meter Eisdicke pro Jahr, im unteren Bereich bis zu zehn Meter.
Das Jahr 2025 wurde von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr zur Erhaltung der Gletscher“ erklärt. Seit heuer ist auch erstmals der 21. März „Welttag der Gletscher“. Seit mehreren Jahren bestehen der „Welttag des Wassers“ am 22. März und der „Welttag der Meteorologie“ am 23. März.
Anlässlich dieser drei Tage fasst die GeoSphere Austria die wichtigsten Fakten aus den regelmäßigen Messungen am Pasterze-Gletscher zusammen. Hier sind die Zusammenhänge Gletscher-Wasser-Meteorologie/Klima deutlich erkennbar.
Seit dem 19. Jahrhundert regelmäßig vermessen
Die Pasterze ist Österreichs größter Gletscher und befindet sich östlich des Großglockners, Österreichs höchstem Berg. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird die Längenänderung der Pasterze regelmäßig vermessen. Seit 1980 wird jährlich die Massenänderung gemessen, anfangs durch die Tauernkraftwerke AG (heute Verbund) und seit 2004 durch die GeoSphere Austria.
Massenbilanz mittels umfangreichen Schnee- und Eismessungen
„Ein-bis zwei Mal pro Jahr ermitteln wir auf der Pasterze und auf zwei Gletschern der Sonnblick-Region die Massenänderung“, erklärt Bernhard Hynek von der GeoSphere Austria, „dafür werden an mehreren Punkten Eisabschmelzung und Schneehöhe gemessen. Zusätzlich werden mittels Radar und Seismik die verbleibende Eisdicke gemessen und mittels Drohnen der jährliche Eisdickenverlust. Auch eine Wetterstation am Eis und einige automatische Kameras sind in das Gletscher-Monitoring eingebunden.“
Klimaerwärmung setzt Gletschern stark zu
Viel Schnee im Winter bringt den Gletschern zwar einen ordentlichen Zuwachs an Masse, aber für die langfristige Entwicklung der Gletscher in Österreich ist die Witterung im Sommer wichtiger. „Entscheidend ist, ob gelegentliche Kaltlufteinbrüche im Sommer auf den Gletschern Schnee bringen“, sagt Glaziologe Bernhard Hynek von der GeoSphere Austria, „denn eine frische, sehr weiße Schneedecke reflektiert die Sonnenstrahlen zu fast 100 Prozent. Das kann den Gletscher bis zu einer Woche vor dem Schmelzen schützen. Ein Gletscher ohne Neuschnee ist hingegen viel dunkler, nimmt daher viel Sonnenstrahlung auf und kann in einer Woche mehr als einen halben Meter Eisdicke verlieren. Im Zuge der deutlichen Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte fällt im Sommerhalbjahr selbst in den höchsten Lagen Österreichs immer öfter Niederschlag als Regen und nicht als Schnee. Das beschleunigt das Schmelzen von Österreichs Gletschern.“
Die Pasterze schmilzt
Die Pasterze ist mit ungefähr 15 Quadratkilometer Fläche Österreichs größter Gletscher. Die mittlere Eisdicke, über den gesamten Gletscher gesehen, ist derzeit rund 40 Meter. In den letzten 20 Jahren zeigten die Messungen der GeoSphere Austria eine durchschnittliche Abnahme der Eisdicke von rund eineinhalb Metern pro Jahr. In den Jahren 2022, 2023 und 2024 schmolz die Eisdicke der Pasterze mehr als zwei Meter pro Jahr.
Gletscherzunge zerfällt
Besonders markant ist das Schmelzen an der langen Gletscherzunge der Pasterze, die durch viele Bilder in der Öffentlichkeit sehr bekannt ist. Sie reicht bis ungefähr 2100 Meter Seehöhe hinab und verliert derzeit rund fünf Meter Eisdicke pro Jahr, im ganz unteren Teilbereich bis zu zehn Meter.
„Der untere Gletscherteil der Pasterze, also die markante Gletscherzunge, wird bis 2050 weitgehend verschwinden“, sagt Bernhard Hynek von der GeoSphere Austria, „während die höheren Gletscherbereiche der Pasterze in stark verkleinerter Form noch länger bestehen werden.“
Pasterze bald nicht mehr Österreichs größter Gletscher?
Außerdem zeichnet sich ab, dass in den nächsten Jahren durch das fortschreitende Schmelzen die Verbindung zwischen dem unteren und oberen Teil der Pasterze verschwindet. „Wenn die Verbindung zum oberen Pasterzenkees, der Hufeisenbruch, in den nächsten Jahren ganz abreißt, wäre der untere Gletscherteil als eigener Gletscher zu bewerten“, erklärt Glaziologe Hynek, „dann wäre die Pasterze nicht mehr der größte Gletscher Österreichs, sondern der Gepatschferner in Tirol.“
Kooperation im Rahmen von Global Crysphere Watch
Das laufende Gletscher- und Schneedeckenmonitoring auf der Pasterze und den Gletschern des Sonnblicks ist Teil des Programms Global Cryosphere Watch der Weltorganisation für Meteorologie (WMO).
Weitere Informationen:
Video Pasterze: Entwicklung von 1850 bis in die Gegenwart. Querschnitt durch den unteren Bereich der Gletscherzunge der Pasterze. Der Wert von 1850 wurde rekonstruiert und ist der Höchststand nach dem Ende der kleinen Eiszeit. Die Werte ab 1969 wurden aus digitalen Höhenmodellen abgeleitet. Quelle: GeoSphere Austria
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