HASSKRIMINALITÄT: Zahlreiche Festnahmen in ganz Österreich

Graz. – Seit den frühen Morgenstunden des 21. März 2025 stehen bundesweit mehr als 400 Polizistinnen und Polizisten unter Federführung steirischer Ermittlungsbehörden im Einsatz. Hintergrund der kriminalpolizeilichen Aktion sind schwere Straftaten in Zusammenhang mit sogenannten „Hate Crime“-Delikten aufgrund der sexuellen Orientierung der Opfer. Es kam zu 15 Festnahmen und 23 Hausdurchsuchungen in insgesamt sieben Bundesländern.

Bereits seit mehreren Monaten ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft gegen eine Gruppe von Tätern. Sie stehen im Verdacht, ihre späteren Opfer aufgrund deren sexueller Orientierung brutal überfallen, gedemütigt und teils schwer verletzt zu haben. Dabei lockten sie ihre überwiegend männlichen Opfer unter Angabe falscher Tatsachen sowie über „Fake-Profile“ auf Datingplattformen zu grundsätzlich nicht strafbaren Treffen an unterschiedliche öffentliche Orte. Dort warteten sie meist nachts in Kleingruppen sowie teils maskiert auf ihre Opfer und misshandelten diese gewaltsam. Dabei steigerten sich Bloßstellungen und Gewaltanwendungen der Täter sukzessive, weshalb in einem Fall auch wegen Mord-Versuchs ermittelt wird. Videos derartiger Tathandlungen landeten oft im Netz oder in einschlägigen Foren. 

„AG Venator“ ermittelt

Seit einem derartigen Überfall auf einen Mann südlich von Graz im Juli des Vorjahres, ermittelt das Landeskriminalamt (LKA) Steiermark gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Graz. Die Feststellung mehrerer Fälle dieser hinterhältigen Form der „Selbstjustiz“ in ganz Österreich führte rasch zur Etablierung einer eigenen Arbeitsgruppe (AG) mit Ermittlern aus den Deliktsbereichen Leib/Leben, Raub sowie der Sexualdelikte. Bei umfassenden Strukturermittlungen in der Szene konnten bislang bereits 17 derartige Übergriffe festgestellt werden, wobei keines der Opfer der pädophilen Szene zuzuordnen ist. Ermittler gehen aktuell von einer weit höheren Dunkelziffer und weiteren Straftaten aus. Dies vor allem deshalb, weil einige Opfer oft aus Scham keine Anzeigen erstatten und vorurteilsmotivierte Straftaten meist schwere (psychische) Folgen auf gesamte Personengruppen haben. Betroffene derartiger Straftaten werden ersucht, sich beim LKA Steiermark TelNr. 059133/60-3333  zu melden.

Zahlreiche Hausdurchsuchungen

Polizisten forschten bereits zahlreiche Tatverdächtige aus. Bei einer groß angelegten und zeitgleich in sieben Bundesländern (außer Kärnten und Vorarlberg) stattfindenden Schwerpunktaktion kam es heute Früh über Anordnung der Staatsanwaltschaft Graz zu 23 Hausdurchsuchungen und 15 Festnahmen. Bei den Festgenommenen handelt es sich um zwölf Männer und drei Frauen im Alter zwischen 14 und 26 Jahren. Darunter befinden sich elf österreichische, ein deutscher, ein kroatischer, ein rumänischer sowie ein slowakischer Staatsbürger. Eine der Festnahmen ereignete sich in Kooperation mit ausländischen Behörden in der Slowakei. Auch zahlreiche Beweismittel wurden sichergestellt, welche in der Folge kriminaltechnisch ausgewertet bzw. untersucht werden. Neben Spezialkräften des Einsatzkommandos COBRA sowie der WEGA standen in den frühen Morgenstunden auch zahlreiche Kriminalisten gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft an den unterschiedlichen Örtlichkeiten in ganz Österreich im Einsatz. Die Ermittlungen zu diversen weiteren Straftaten und den Hintergründen der Tatverdächtigen dauern an.

Hasskriminalität in Österreich

Unter „Hate Crime“ (auf Deutsch: Hasskriminalität) versteht man vorurteilsmotivierte Straftaten, die – neben dem kriminellen Motiv – vor allem aus Hass oder Vorurteilen gegenüber bestimmten Personengruppen begangen werden. So beispielsweise wegen der Ablehnung einer bestimmten Herkunft, Religion, Hautfarbe, dem Geschlecht oder eben auch wegen der sexuellen Orientierung. Seit November 2020 werden Vorurteilsmotive in Österreich systematisch von der Polizei erfasst. Im Jahr 2023 wurden 5.668 solche vorurteilsmotivierten Straftaten in ganz Österreich verzeichnet. Weitere Informationen dazu finden Sie im Hate Crime-Jahresbericht des Bundeskriminalamtes >> Systematische Erfassung von Vorurteilsmotiven bei Strafanzeigen („Hate Crime”)

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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